Menü

Arbeitskreise und Fachgesellschaften

Donnerstag, 05.11.2015
AKWLZ, Prof. Dr. Petra Hahn, Prof. Dr. Hans-Jürgen Wenz, PD Dr. med. dent. Susanne Gerhardt-Szép MME
14:15-17:00
Nach der sehr erfolgreichen Gemeinschaftstagung mit der GMA in Leipzig, möchten wir den Schwung mit auf den Deutschen Zahnärztetag nehmen und Sie zu unserem AKWLZ-Hands-On-Kurs herzlich einladen. Am Donnerstag, dem 05. November 2015, von 14:15 Uhr bis 17:00 Uhr werden wir uns nach der VHZMK-Hauptversammlung im Raum Maritim II treffen.
Wir möchten gemeinsam mit Ihnen erarbeiten, wie der NKLZ - besonders in seiner Form als online Datenbank - konkret für Ihre Lehrveranstaltungen genutzt werden kann. Anhand von Beispielen werden wir zeigen, wie auch neben den inhaltlichen Lernzielen aus den übergeordneten Bereichen wie z.B. Rollen, Ethik, Biomaterialien die passenden Lernziele gefunden, priorisiert und für Lehrveranstaltungen und Prüfungen genutzt werden können. Dann werden wir dies gemeinsam mit Ihnen in einer Gruppenarbeit mit Ihren eigenen Veranstaltungen vertiefen. Nach der Veranstaltung haben Sie einen Leitfaden für die Arbeit mit dem Lernzielkatalog zur Verfügung.
Freitag, 06.11.2015
22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde, Prof. Dr. Jan Kühnisch, Prof. Dr. Norbert Krämer
Kariestherapie: Invasiv oder Non-Invasiv?
Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ)
09:00-09:30
Prof. Dr. Norbert Krämer
Begrüßung und Preisverleihung
09:30-09:40
Prof. Dr. Jan Kühnisch
Einführung und Moderation - Wie invasiv soll die Kariestherapie sein?
09:40-10:10
Der Begriff der non-invasiven Kariestherapie bezieht sich auf die Behandlung initialer Kariesstadien. Zur nicht-invasiven Kariestherapie sind eine Reihe unterschiedlicher Maßnahmen vorgeschlagen worden, die ihren Ursprung in bewährten Ansätzen der Kariesprävention haben. Im Zentrum steht die Anwendung von Fluorid. Bei initialkariösen Defekten kann Fluorid zur Progressionshemmung, zur Stagnation oder zur Remineralisation (bis hin zum Verschwinden der Demineralisation) führen. Insbesondere bei frühen kariösen Demineralisationsstadien konnte der remineralisierende Effekt mit geeigneten Methoden vielfach nachgewiesen werden. Bei röntgenologisch darstellbaren Initialdefekten kann oft eine Verkleinerung des demineralisierten Areals aufgezeigt werden, wenngleich eine vollständige Remineralisation seltener eintritt. Bei klinisch erkennbaren Initialläsionen hingegen ist eine erfolgreiche Ausheilung deutlich seltener (laut Literaturangaben in ca. 10% der Fälle). Zumeist wird bei Einsatz von Fluorid - abhängig von der Plaquekontrolle - eine Stagnation der Defektausprägung oder lediglich eine Verlangsamung der Läsionsprogression erzielt.
Als weitere Maßnahmen der non-operativen Kariestherapie sind die Anwendung von Mineralkomplexen, von Chlorhexidin oder von Xylit vorgeschlagen worden. All diesen Ansätzen ist gemein, dass sie in In-situ-Versuchen zur Verringerung demineralisierter Areale führen können. Klinisch erkennbare langfristige Erfolge nur aufgrund der Intervention sind hingegen selten. Vor einer Überinterpretation des Begriffs der non-invasiven Kariestherapie sei daher gewarnt. Übersichtsarbeiten kommen durchweg zu der Schlussfolgerung, dass die Evidenz für eine erfolgreiche Umsetzung der non-invasiven Kariestherapie schwach oder nicht vorhanden sei. Insbesondere bei Patienten mit hohem Kariesrisiko ist der erfolgreiche Einsatz nicht-invasiver Behandlungsstrategien infolge der Verhaltensabhängigkeit begrenzt.
Im Gegensatz hierzu besteht eine gute Evidenz, dass die Versiegelung von Fissuren, auch wenn diese bereits initialkariös erkrankt sind, zu einer Arretierung der frühen Karies führt, ohne dass es hierfür einer ausgesprochenen Patientencompliance bedürfe.
10:10-10:40
Bei der Kariesinfiltration wird ein hoch diffusionsfähiger lichthärtender Kunststoff in kariöse Demineralisation hinein gebracht. Hierzu muss zunächst die vergleichsweise gut mineralisierte Schmelzoberfläche über dem Körper der Demineralisation mittels Säure entfernt werden. Daher ist die Infiltration eine micro-invasive Behandlungsmöglichkeit für beginnende nicht-kavitierte Kariesläsionen. Die infiltrierte Struktur wird einer weiteren Demineralisation entzogen, die Demineralisation arrettiert, und die Karies schreitet nicht weiter voran.

Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Infiltration scheint zu sein, dass noch keine Kavitation der kariösen Schmelzoberfläche vorliegt. Daher ist die sorgfältige Diagnostik mittels Röntgenaufnahmen von entscheidender Bedeutung für die erfolgreiche Infiltration.

Randomisierte, kontrollierte und doppelblinde klinische Studien wurden zur Approximalkaries-Progression bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen über einen Zeitraum von bis zu 5 Jahren durchgeführt. Dabei wurden im Vergleich zu Kontrollen hochsignifikante Verringerungen der Läsionsprogression von 50% - 90% nachgewiesen. Eine in Praxen in Deutschland durchgeführte Infiltrationsstudie kommt ebenfalls zu einer Reduktion der Kariesprogression von 90%. Eine weitere Studie ergab an Milchzähnen nach einem Jahr eine Reduktion der Läsionsprogression von mehr als 50%.

Eine Reihe von Studien befasst sich mit der Infiltration von White-spot-Läsionen der Frontzähne, die beispielsweise nach der Entfernung festsitzender kieferorthopädischer Apparaturen sichtbar werden können. Die Infiltration ist in der Lage, diese Demineralisationszonen zu füllen und damit optisch zu maskieren. Einmal erfolgreich infiltriert, bleibt das Erscheinungsbild der Zähne stabil. In Fallberichten wird auch die Maskierung von entwicklungsbedingten Schmelzopazitäten als erfolgreich beschrieben.
10:40-11:00
Pause
11:00-11:30
Prof. Dr. Karl-Heinz Kunzelmann
Muss Karies noch entfernt werden?
11:30-12:00
90% aller Studien zur Adhäsion von Füllungsmaterialien verwenden kariesfreie Zähne als Adhäsionssubstrat.
An kariesfreie Zähne wird jedoch in der Praxis zumindest im Dentin selten geklebt.
Gerade vor dem Hintergrund einer durchaus sinnvollen defensiveren Herangehensweise bei der Exkavation
stellt sich auch hier die Frage, wie gut die Dentinhaftung an ebendiesem Substrat eigentlich ist oder ob man
hier sozusagen eine Schwachstelle in den Verbund einbaut. Dieses Referat beschäftigt sich daher mit der Frage
der Adhäsion an kariös verändertem Dentin, an Restkaries und an Milchzahndentin, um ein schlüssiges restauratives Konzept
für die selektive Kariesentfernung zu erarbeiten.
12:00-12:30
Ausgehend von einem veränderten Verständnis der Erkrankung "Karies" stehen Zahnärzte heute eine zunehmende Zahl von Behandlungsoptionen zur Verfügung. So können kariöse Läsionen nicht nur entfernt, also vor allem symptomatisch behandelt werden, sondern durch non-invasive Therapien (Remineralisierung, Ernährungssteuerung, Mundhygiene) oder Kariesversiegelung und -infiltration in ihrer Aktivität kontrolliert werden. Der Einsatz dieser unterschiedlichen Optionen in der klinischen Praxis hat Auswirkungen auf den langfristigen Zahnerhalt und die entstehenden Kosten für Initial- und Folgebehandlungen. So sind einzelne non-invasive Therapien initial beispielsweise sehr kostengünstig, aber möglicherweise auch weniger wirksam zur Läsionsarretierung als Versiegelungs- oder restaurative Behandlungen. Andererseits sind gerade bei invasiven Behandlungen die Kosten für immer aufwändigere (z.B. endodontische oder chirurgische) Folgetherapien hoch. Kosten-Wirksamkeitsuntersuchungen sind geeignet, den langfristigen Einfluss verschiedener Kariestherapien auf die Zahngesundheit von Patienten und die entstehenden Gesundheitskosten zu analysieren. In dem geplanten Vortrag werden die verschiedenen Möglichkeiten zur Kosten-Wirksamkeit-Analyse (beispielsweise im Rahmen kontrollierter klinischer Studien oder unter Nutzung von mathematischen Modellen, die auf systematisch zusammengestellte Daten zurückgreifen), dargelegt. Da Modelluntersuchungen eine Reihe von Vorteilen gegenüber klinischen Analysen bieten (u.a. kann langfristiger und mit mehr Vergleichsgruppen evaluiert werden), soll anhand dreier solcher Studien aufgezeigt werden, wie sich initial unterschiedlich invasive Vorgehen zur Kariesbehandlungen auf den Zahnerhalt und die Behandlungskosten langfristig auswirken.
12:30-12:40
Prof. Dr. Jan Kühnisch
Abschlussdiskussion mit allen Referenten
12:40-13:30
Pause
15:00-15:15
Pause
Kurzvorträge
Prof. Dr. Stefan Rupf
Ausbildung im Fach Kinderzahnheilkunde: Nutzung alternativer Praktika für das Kommunikationstraining
Dr. Susann Grychtol
Enzymaktivitäten in der In-situ-Pellikel bei kariesinaktiven, sanierten und kariesaktiven Kindern
Karolin Heinzelmann
Erste Ergebnisse zur Scherfestigkeit verschiedener Befestigungszemente von konfektionierten Kompositkronen an Milchzähnen
Dr. Karolin Verena Brandt
Klinische Erfolgsraten der Fissurenversieglermaterialien Helioseal Clear und Controlseal nach 12 Monaten
Posterpräsentation
Wally Zimmermann B.Sc.
Greifen unsere Konzepte zur Prophylaxe und Früherkennung der ECC? Eine Umfrage aus der zahnärztlichen Praxis
Christina Boutsiouki
Hat der Chlorhexidin Zusatz in Adhäsiven einen Einfluss auf die Dentinadhäsion?
Henrike Jäger
Einfluss einer Speichelkontamination auf die Mikrozugfestigkeit eines neuen transparenten Fissurenversieglers
Dr Sadeq Ali Al-Maweri BDS, MSc, PhD
Occurrence of myiaisis in oral cancerous lesions. Review.
Das Bedürfnis und die Notwendigkeit die Frage nach der Therapieeffektivität zu klären, steigt sowohl auf Seiten der Ärzteschaft, bei den Krankenkassen sowie bei den Therapeuten. Deshalb entstand die Idee, eine Einstufungsskala zu entwickeln, mit der ersichtlich wird, wie ausgeprägt eine orofoaziale Störung bei Kindern und Jugendlichen ist.
Im Rahmen einer Bachelor-Arbeit wurde eine erste theoretische Summen-Score-Skala auf der Basis bereits existierender Skalen für andere logopädische Störungsbilder (z.B. BODS bei Dysphagie) entwickelt. Sie umfasst die folgenden Testbereiche: sensorische, vestibuläre, taktile Entwicklung; Körperhaltung, Körpertonus; Ernährung; Lippenprüfung; Zungenprüfung; Artikulation und Phonation.
Mit der OFS-Skala kann zu Beginn und zum Ender einer logopädischen Behandlung kompakt dargestellt werden, welche Bereiche mit welchem Schwergrad betroffen sind und wo es in welchem Ausmaß Fortschritte gegeben hat. Diese Ergebnisse können dann präzise intra- und interdisziplinär kommuniziert werden.
Eine Weiterentwicklung zur Adaptierung für den logopädischen Praxisalltag und eine erste Anwendung sind geplant. Zudem ist zur vollständigen Erfüllung des wissenschaftlichen Anspruchs die Angabe von Gütekriterien wie z.B. Reliabilität und Validität notwendig. Dies erfordert weitere Forschungsarbeit, um entsprechendes Testmaterial zu entwickeln.
Praktikerforum
Introduction: Osteomyelitis is an inflammation of the bone and/bone marrow due to bacterial infection of Staphylococcus aureus, which is the predominant pathogen of osteomyelitis. In children, it's commonly hematogenous in origin, acute in nature, and diagnosed within 2 weeks of the onset of symptoms. Case report: This article reports a case of a 3 year old child that's been recently diagnosed with a history of acute osteomyelitis of the mandible when she was 13 days of age. The present dental manifestations of the previous disease are exhibited as: completely destructed primary teeth and Hypodontia on the affected side of the mandible. The treatment included surgical extraction of the affected teeth, myofunctional assessment, and prosthetic replacement. Conclusion: Acute Osteomyelitis affecting the jaw has a great impact on teeth development. Therefore, future Studies are needed to truly show the effect of Osteomyelitis on primary and secondary dentition.
Henrike Jäger
Ästhetische Rehabilitation einer schweren Dentalfluorose durch Kunststoffinfiltration eines 13jährigen Patienten
16:45-18:00
Mitgliederversammlung der DGKiZ
DGKiZ Workshop: Mundgesundheit bei Kindern mit Migrationshintergrund: Weniger Karies-mehr soziale Gerechtigkeit erreichen., Lisa Loewenthal, Prof. Dr. Norbert Krämer
Mit freundlicher Unterstützung des Informationskreises Mundhygiene und Ernährungsverhalten (IME)
Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ)
13:30-13:40
Kinder mit Migrationshintergrund haben neben Kindern bildungsferner und sozial benachteiligter Schichten ein besonders hohes Kariesrisiko. Die Prävention und die Zahngesundheit bei dieser Zielgruppe zu verbessern, erfordert unter anderem die Überwindung sprachlicher und kultureller Hürden.
Zielsetzung dieses Workshops ist die Förderung des Verständnisses sowie des praktischen Umgangs mit der Zielgruppe " Kinder mit Migrationshintergrund" bei der Zahnärzteschaft - ohne zu stigmatisieren.
Der Status-Quo der Kariesentwicklung bei Kindern mit Migrationshintergrund wird zunächst dargestellt. Davon ausgehend werden Strategien und Projektbeispiele präsentiert, die zielführend sind, um Karies in dieser Risikogruppe erfolgreich zu bekämpfen bzw. vorzubeugen - gegliedert nach den Altersgruppen "Kleinkinder" sowie "Kinder in Kitas" und "Kinder in Schulen".
13:40-13:55
Weltweit bestätigen Studien, dass Kinder von Migranten eine höhere Kariesprävalenz und einen geringeren Karies-Sanierungsgrad zeigen als altersentsprechende Kinder ohne Migrationshintergrund in dem jeweiligen Gastland. Eine nicht oder nur unzureichend behandelte frühkindliche Karies erhöht das Risiko des Kindes, in späteren Lebensabschnitten ebenfalls mehr Karies zu entwickeln. Daher sollten Präventionsansätze das Kariesrisiko in dieser Gruppe erfolgreich senken.
Bei Migranten wird eine adäquate Nutzung der gesundheitlichen Vorsorge- und Versorgungsmöglichkeiten oft durch soziale, sprachliche und kulturelle Hindernisse erschwert. Dabei bilden Personen mit Migrationshintergrund eine äußerst heterogen zusammengesetzte Gruppe. Neben unterschiedlicher kultureller, ethnischer, religiöser und sozialer Herkunft können Zuwanderergeneration, Aufenthaltsdauer und -status, Akkulturationsgrad oder die Frage, ob nur ein Elternteil oder beide einen Migrationshintergrund aufweisen Einfluss auf die Entwicklung der Gesundheit nehmen. Viele Kariespräventionsstrategien erreichen derzeit Migranten nicht ausreichend.
Um ein kariespräventives Verhalten nicht nur auszulösen, sondern auch aufrecht zu erhalten, ist die Ausbildung einer Gesundheitskompetenz ein zentraler Aspekt. Dazu gehört das erforderliche Wissen um Gesundheits- und Krankheitsaspekte, aber auch die Einstellung zur eigenen Zahn- und Mundgesundheit, die Ausführungskompetenz und motivationale Faktoren.
Beispielhaft werden Ansätze vorgestellt, bei denen die Eltern durch Konzepte zur zahnärztlichen Gesundheitsfrühförderung frühzeitig für ihre eigene Mundgesundheit und die ihrer Kinder sensibilisiert werden. Persönliche, motivierende Ansprachen in der Muttersprache und kultursensible Präventionsansätze sind eine weitere Möglichkeit, das Kariesrisiko zu senken.
13:55-14:10
Karies ist ein chronisches Ungleichgewicht zwischen der Demineralisation durch eine Zuckervergärung in dentaler Plaque und präventiven Faktoren wie Plaqueentfernung, Fluoriden oder Mineralien aus dem Speichel. Allerdings werden diese lokalen Risikofaktoren stark durch den sozioökonomischen Hindergrund determiniert. Karies ist damit heute im Wesentlichen eine "soziale" Erkrankung, die eine deutlich höhere Prävalenz und Schwere in Gruppen mit niedrigem sozioökonomischen Hintergrund zeigt. Dies sind zuerst bildungsferne Schichten, aber auch oft auch Migranten.

Eine Verhaltenspräventiver Ansatz ist gerade für Risikogruppen ein schwieriges Feld, da die benachteiligten Gruppen zum einen physisch, aber auch kommunikativ erreicht werden müssen und zum anderen Verhaltensänderungen selbst umsetzen müssen. Die Verhältnisprävention erscheint hier einfacher, da in Schulen und Kindergärten neben einer guten Erreichbarkeit auch prägendes Verhalten eingeübt werden kann. In der zahnmedizinischen Prävention sind dies vor allem Fluorideinbürstungen mit Zahnpaste oder Gelee. So kann unabhängig vom sozialen oder kulturellen Hintergrund eine wirksame Prävention implementiert und eingeprägt werden. Im Vortrag werden die Grundlagen und Erfolge dieses Ansatzes in der Gruppenprophylaxe dargestellt.
14:10-14:25
In Deutschland verfügt mittlerweile jeder fünfte der 81 Millionen Einwohner über einen Migrationshintergrund. Diese Zahl inkludiert Arbeitsmigranten und Flüchtlinge die bereits bis zu 50 Jahre in Deutschland leben und arbeiten sowie ihre in Deutschland geborene Kinder. Das bedeutet, dass wir in Deutschland eine Multiplizierung von kultureller Vielfalt ohnegleichen durchleben, die zu vielfältigsten Herausforderungen für das Gesundheitssystem, nicht zuletzt auch im Bereich Mundgesundheit, führt.
Um die Mundgesundheit in Deutschland ist es gut bestellt. Allerdings stoßen wir bei Kindern mit Migrationshintergrund in weiten Teilen noch auf einen dmf-t-Wert über 3 und auf weitaus weniger als 50 Prozent mit einem naturgesunden Gebiss. Sie nehmen nicht in gleichem Maße an den angebotenen Prophylaxe- oder Therapiemaßnahmen teil wie ihre deutschen Altersgenossen.
Ursächlich hierfür sind unter anderem kommunikative Barrieren und Informationsdefizite bezüglich bestehender Angebote. Hinzu kommt, dass auch die Gestaltung von Angeboten kultureller Prägung unterliegt, welche zu einem Hindernis wird, wenn sie nicht mit den Wertebildern der Zielgruppe deckungsgleich sind, was wiederum kein migrationsspezifisches Phänomen darstellt. Als weiterer Zusammenhang zeigt sich, dass Vorsorge und Prophylaxe in vielen Herkunftsländern der Migranten nicht von so herausragender Bedeutung oder oft nicht kulturell durch Sozialisation mit Handlungsmustern gesichert sind, so dass hierfür zunächst eine gewisse Vertrautheit mit dem Thema aufgebaut werden muss. Kenntnisse hierüber sind für alle zahnmedizinisch Tätigen somit im Umgang mit zugewanderten Bevölkerungsgruppen unerlässlich.
Generell kann festgestellt werden, dass die wesentlichen Verbände zahnmedizinischer Versorgung, Zahnärzte und Prophylaxefachkräfte eine hohe Motivation signalisieren, Kariesrisikogruppen angemessen Teilhabe an der Mundgesundheitsförderung zu ermöglichen. Trotz dieser vorhandenen konstruktiven Ausgangslage, kann dennoch kaum von einer flächendeckenden migrationssensiblen Versorgung ausgegangen werden.
Deshalb ist die deutsche Zahnmedizin willens, sich über kulturelle Grenzen hinweg, zu einer interkulturellen Zahnmedizin zu transformieren. Mit vielfältigsten Konzepten versucht sie kulturelle und sprachliche Barrieren zu den Migranten zu überwinden. Hierbei gilt es zunächst adäquate Zugangswege zu den jeweiligen Zielgruppen zu identifizieren und auszubauen. Parallel dazu sind neben den Bedürfnissen objektive, zielgruppenspezifische Bedarfe zu ermitteln, um Maßnahmen auch sinnvoll und erfolgversprechend ausrichten zu können. Der Einbezug von migrationsspezifischen und soziokulturellen Aspekten, die verstärkte Aufklärung von Migranten über Art, Sinn und Umfang vorhandener Angebote und die Berücksichtigung von Migranten als spezielle Zielgruppe bei Aktivitäten der Prophylaxe und Therapie sind weitere Handlungsansätze, die interkulturelle Zahnmedizin und Oralprophylaxe begünstigen und begründen.
14:25-15:00
Lisa Loewenthal, Prof. Dr. Ulrich Schiffner
Diskussion mit allen Referenten und Zusammenfassung
Arbeitskreis Wehrmedizin, FltlArzt d. R. Prof. Dr. Peter Pospiech
Arbeitskreis Wehrmedizin
13:00-13:10
13:10-13:55
Parodontale Prävention basiert traditionell auf der regelmäßigen häuslichen wie auch professionellen Reinigung der Zähne von aufgewachsenen bakteriellen Biofilmen , die eng mit der Entstehung parodontaler Entzündungen verbunden sind. Etablierte Vorstellungen zur Ätiologie parodontaler Erkrankungen gingen bislang von einer linearen Beziehung zwischen vorhandener bakterieller Biofilmemasse und der Stärke der manifesten parodontalen Entzündung aus. Aktuelle Daten belegen jedoch mittlerweile zweifelsfrei, dass die primäre Ursache für die Entstehung von Entzündungsprozessen im Parodontium nicht in der Menge akkumulierter Plaque liegt, sondern in einer Fehlregulation des mukosalen Immunsystems, die durch genetische und umweltbedingte Faktoren wie etwa Ernährung, Stress oder Tabakkonsum getriggert wird und zu einem proinflammatorisch wirkenden Überwachsen parodontalpathogener Keime (Dysbiose) in den oralen Biofilmen führt. Ursachengerichtete parodontale Prävention beschränkt sich daher nicht auf eine konsequente Plaquekontrolle sondern versucht auch proinflammatorisch wirkende Risikofaktoren wie Rauchen, Stress und Fehlernährung zu minimieren und durch die gezielte Gabe probiotischer Keime eine manifeste entzündungsförderliche bakterielle Dysbiose zu reduzieren. Daten aus eigenen klinischen Studien werden vorgestellt.
13:55-14:40
Die plastische Parodontalchirurgie umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen. Sie haben das Ziel der Verbesserung der Gingivakontur, der Kronenverlängerung, der Reduktion von Gingivarezessionen, der Rekonstruktion des zahnlosen Kiefers und der Verbesserung der periimplantären Ästhetik. Mit der Einführung neuer Operationsverfahren und Materialien haben diese Maßnahmen in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.
Aus wehrmedizinischer Sicht ist dabei insbesondere die Deckung parodontaler Rezessionen interessant. Unter parodontalen Rezessionen versteht man den nicht entzündlichen Rückgang von Gingiva und Alveolarknochen, der fast immer zu einer bukkalen Denudation der Wurzeloberfläche führt. Die dabei auftretenden pathologischen Defekte der Gingiva können die Ursache chronischer gingivaler Entzündungen, aber auch ausgeprägter Zahnhalsempfindlichkeiten sein. Weiterhin ist zu beachten, dass durch die Gingivarezessionen das Wurzelzement der Wurzeloberfläche freiliegt, welches im Vergleich zum Zahnschmelz der Zahnkrone deutlich kariesanfälliger ist. Nicht unerwähnt bleiben sollen ästhetische Beeintächtigungen, die zu einer Störung des Wohlbefindens des Patienten führen können.
Unsere Soldaten leisten gerade im Einsatz ihren Dienst oft unter härtesten psychischen und physischen Bedingungen. Wie in einer Vielzahl von Studien belegt werden konnte, kann dies zu einer individuellen Beeinträchtigung der Mundhygiene mit erhöhter Plaqueakkumulation führen. Liegen dann auch noch vermehrt kariesanfällige freiliegende Wurzeloberflächen vor, ist eine kariöse Erkrankung des Wurzelzements eher als am karieswiderstandsfähigerem Zahnschmelz anzunehmen. Die Deckung parodontaler Rezessionen ist daher in einer einsatzorientierten Armee auch aufgrund der besonderen Einsatzbedingungen aus kariesprophylaktischer Sicht indiziert.
14:40-14:55
Pause
14:55-15:35
Zahnunfälle bringen häufig gravierende dento-alveoläre Schäden mit sich. Abgesehen von einer temporären ästhetischen Beeinträchtigung für den Patienten muss der Behandler mit biologischen und funktionellen Folgeschäden rechnen, die den Zahnerhalt gefährden können. Umfangreiche zelluläre Schäden am Parodont aufgrund dislokationsbedingter Gewebekompression oder anhaltend unphysiologischer Zahnlagerung nach Avulsion führen zu Ersatzresorption und Ankylose. Die frühzeitige endodontische Intervention bei Zähnen mit schweren Dislokationen (Intrusion, Avulsion) kann infektionsbedingte Wurzelresorptionen und damit den unmittelbaren Zahnverlust verhindern. Die Überlebensfähigkeit der Pulpa ist primär bei alleinigen Zahnfrakturen und eher leichten Dislokationen gegeben. Treten diese beiden Verletzungsarten in Kombination an einem Zahn auf wird eine endodontische Therapie wahrscheinlicher. Die Chance auf pulpale Regeneration besteht bei Vorliegen eines weit offenen Apex.
Ein adäquates Management der verletzten Gewebe im Rahmen der Erstversorgung verbessert die Aussicht auf Heilung und gilt als optimale Prävention von unnötigen Folgeschäden. Praktische Hinweise zum work-flow im Trauma-Ernstfall kombiniert mit dem aktuellen Wissen auf zellulärer Ebene werden hier für zahlreiche Zahnunfallarten gegeben.
15:35-16:15
Durch das langjährige Engagement der Bundeswehr im Rahmen von militäri-schen und humanitären Einsätzen auf verschiedenen Kontinenten und in unterschiedlichsten Kulturkreisen nimmt die inter- und transkulturelle Kompetenz seit jeher einen wichtigen Stellenwert für Soldaten und besonders für das eingesetzte Sanitätspersonal ein. Um Missverständnisse, gegenseitige Verständnislosigkeit oder gar Konfrontationen und Konflikte mit den Patienten und ihren Angehörigen zu vermeiden, ist es deshalb notwendig sich im Vorfeld mit den kulturellen und religiösen Eigenheiten, herrschenden Auffassungen zu Krankheit und Gesundheit (Krankheitstheorien) und möglichen Kommunikationsproblemen detailliert auseinander zu setzen.
Für den militärischen Bereich unterstützt das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr diesen Prozess beispielsweise durch die Herausgabe von Wegweisern zur Geschichte und Kultur der einzelnen Einsatzgebiete, welche auch Kapitel zum Umgang mit Ethnien beinhalten. Darüber hinaus wird das eingesetzte Sanitätspersonal durch Seminare und Unterrichte im Rahmen der Einsatzvorbereitenden Ausbildung gezielt für Unterschiede und mögliche Probleme bei der Behandlung und Untersuchungen von Einheimischen sensibilisiert.
Aber nicht nur im militärischen Bereich ist dieser Aspekt von Bedeutung; vielmehr wurde dieser Bereich der ärztlichen Teilkompetenzen auch im zivilen Bereich sowohl in der Wissenschaft wie auch in der Lehre verstärkt akzentuiert, da ein vermehrter Flüchtlingszustrom und zunehmende Behandlungen von Patienten mit Migrationshintergrund das Thema immer mehr in den Fokus der Kliniker und niedergelassenen Zahnärzte rücken.
16:15-17:00
Prof. Dr. Dr. Georg Meyer
Grenzen der Möglichkeiten bei der Füllungstherapie im Seitenzahnbereich
42. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft "Arbeitswissenschaft und Zahnheilkunde", Prof. Dr. drs. drs. Jerome Rotgans
Arbeitsplatz Zahnarzt: Gut sitzen- Gut sehen
Arbeitsgemeinschaft für Ergonomie in der Zahnheilkunde (AGEZ)
09:00-09:10
09:10-09:50
Gut sitzen wird meistens als bequem oder komfortabel sitzen verstanden. Das war nicht im-mer so, es gab Unterschiede. In der Malerei der vergangenen Jahrhunderte kann man be-obachten, dass gewöhnliche Menschen oft auf harten Taburetten, Holzbänken oder einen Küchenstuhl saßen; komfortabel sitzen war dem Adel und kirchlichen Würdenträgern vorbe-halten. Vor allem hat sich das Sitzen während des letzten Jahrhunderts geändert: Heute se-hen wir, das Bürostühle nicht dem Komfort einem königlichen Thron unterlegen sind. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Rückenlehnen und Sitzen eine Rückwärtsneigung ver-zeichnen, wobei der Kopf sich für die Orientierung auf die absolute Horizontale nach vorne beugt. Damit wird der erste Schritt für eine Fehlhaltung des Kopfhalsgebiets gemacht, der zur Kompensation und Adaptierung der ganze Wirbelsäule führt. Leider hat man sich seit der Kindheit daran gewöhnt.
Dressurreiter sitzen auf einem Sattel, der ihnen gestattet während der dynamischen Bewe-gungen des Pferdes aufrecht zu sitzen. Dieses Aufrechtsitzen dient nicht nur einem sauberen Erscheinungsbild sondern ermöglicht dem Reiter durch Signale mit den Unterschenkeln und Sitzbeinhöckern, seinem Gewicht, Formanpassungen der Wirbelsäule, Schulterposition, Arme und Hände kontinuierlich mit dem Pferd zu kommunizieren. Der Sattel muss diese möglichst unsichtbare dynamische Aktivität störungsfrei ermöglichen.
Zahnärzte sollten aufrecht sitzen um Ihren Körper so wenig wie möglich zu belasten. Das heißt, am liebsten den Rumpf nicht nach vorne zu biegen, die Nackenbiegung zu beschrän-ken und Lateralbewegungen zu vermeiden. Leider aber zwingen die meisten Patientenstühle die Zahnärzte sich physisch den Eigenschaften, dem Design und den Abmessungen der Konstruktion anzupassen: Es ist den Zahnärzten nicht dem Komfort gegeben, wie Könige bequem zurücklehnend zu arbeiten.
Deshalb ist es an der Zeit, die nach Abschluss des Studiums eingeschlafene Kenntnisse der Anatomie und Physiologie wieder zu wecken und sich bewusst zu machen was wir Zahnärzte eigentlich von unserem Körper fordern. Erst dann wird klar sein was für die Praxis gilt: Gut sitzen muss man lernen! Nur wenn man alle Ahas wieder erlebt hat, was mit dem Vortrag bezweckt wird, kann man verstehen, was gut sitzen heißt und entscheiden, welcher Behand-lerstuhl gesundes Arbeiten ermöglicht. Es soll sich dabei um unsere eigene Kenntnisse han-deln und nicht um die Beratung durch einen Vertreter eines Dental Depots: Über richtige Sät-tel kann nur die Reitschule der "Deutsche Reiterliche Vereinigung" (FN) kompetent beraten, denn Sättel gehören nur in der Reitschule und nicht in der Zahnarztpraxis.
09:50-10:10
"Wer schlecht sieht, sitzt schlecht." Gutes Licht ermöglicht, bei der (Seh-)Arbeit die Rücken- und Bauchmuskulatur zu aktivieren und dadurch eine aufrechte Haltung beim Arbeiten si-cherzustellen. Es geht um ressourcenschonendes Arbeiten, so dass für schlechte Sehbedin-gungen nicht unnötige Kompensationsleistungen des Körpers und des Geistes übernommen werden müssen.
Ziel guter Sicht ist, einen Blickwinkel einnehmen zu dürfen, der ein entspanntes, ermüdungs-freies Sehen ermöglicht. Wie immer, wenn es um ergonomische Ziele geht, stellen sowohl die Verhältnisse als auch das individuelle Verhalten sicher, ob überhaupt gut gesehen werden kann. Grundbeleuchtung und individuelle Arbeitsplatzbeleuchtung machen das Gesamt-konzept technischer Voraussetzungen aus. Unter Berücksichtigung von künstlicher Beleuch-tung, Tages- und Sonnenlicht werden gute Voraussetzungen im Vortrag besprochen.
Was gute Sehbindungen ausmacht und welche Eigenleistung zu erbringen ist, um Sehen zu ermöglichen, wird erläutert. Ergänzt wird der Theoriebeitrag durch ausgewählte Augenübun-gen.
10:10-10:30
Der Vortrag fokussiert auf die Rolle der Propriozeption bei der sensomotorischen Kontrolle der Wirbelsäule und berücksichtigt den speziellen Beitrag ihrer sensorischen Komponenten, sowohl peripher als auch zentral, um Gewebsüberbelastung und -schäden vorzubeugen. Ungeachtet der bedeutenden Rolle der Propriozeption für die Haltungssteuerung fokussieren sich die meisten Untersuchungen im Bereich des Kreuzschmerzens und der Haltungssteue-rung ausschließlich auf die Leistung (Output) der Muskeln. Sie ignorieren dabei die Rolle des sensorischen Input und die zentrale Verarbeitung dieser Signale. Besonderer Aufmerksamkeit findet dabei einerseits die Ermüdungsanfälligkeit der Körpermuskulatur und andererseits die Atmung als mögliche Mechanismen für eine herabgesetzte proprioseptive Sensitivität während der proprioseptiven Steuerung der Körperhaltung beim Stehen und Sitzen.
10:30-10:40
Wechselpause
10:40-11:00
A-decs Praxisphilosophie basiert auf dem Prinzip, dass der Zahnarztstuhl nicht ein isolierter Gerät sondern Teil eines vollständigen Systems ist. Er trägt dazu im wesentlichen zu einer täglichen effizienten, ergonomischen und zuverlässigen Praxisablauf in modernen Praxen bei.
Der Prozess der Produktentwicklung bei A-dec ist primär auf die Verbesserung der Zugang zur Mundhöhle und die Sicht auf das Arbeitsgebiet ausgerichtet, ohne die Gesundheit des Zahnarztteams und den Komfort des Patienten zu beeinträchtigen. Das praktische Ergebnis dieser Phylosophie kommt insbesondere bei den folgenden Aspekten zum Ausdruck:
• Zahnarzt- und ZFA-System. Im Wissen darüber, dass dies jener Bereich betrifft, die Ar-beitshaltung und Gesundheit der Behandler positiv oder negative beeinflusst, fand die Entwicklung eines idealen Sitzkonzepts besonderer Aufmerksamkeit.
• Patientenplatzierung und -komfort. Dank der dünnen Rückenlehne und Kopfstütze des Patientenstuhls ist der Zugang zur Mundhöhle optimal. Dies erlaubt dem Behandler oder der Behandlerin ohne Beeinträchtigung des Patientenkomforts stets die beste Arbeitshal-tung einzunehmen.
• Optimale Beleuchtung der Mundhöhle. Die modernen Technologien in Bezug zu Licht-quellen (LED) und die Bedeutung der richtigen Einstellung des Lichtstrahls zum Arbeitsfeld wurden durch die Entwicklung einer hochwertigen, industrieller Anforderungen ent-sprechenden Operationsleuchte berücksichtigt.
Andere wichtige Aspekte wie die Integration des Materialmanagements und moderner klini-schen Produkten gehören ebenso zu den Ecksteinen der A-dec's Entwicklungsphilosophie.
11:00-11:20
Dr. Diether Reusch und Zahnarzt Jan Strüder der Westerburger Kontakte und Dr. Karsten Priehn verfassten zusammen mit XO CARE A/S den XO ERGONOMY GUIDE. Diese Anlei-tung versetzt das Zahnarztteam in der Lage, alle Zahnflächen unter Beibehaltung einer ge-sunden Arbeitshaltung einzusehen.
Während der diesjährigen AGAZ-Tagung wird XO CARE kurz in ihre Behandlungs-philosophie und ihr Sitz- und Sehkonzept einführen. Anschließend wird das Team Priehn/ Wichert das richtige Sitzen und Sehen demonstrieren und sich dabei gleichzeitig auf den XO ERGONOMY GUIDE beziehen.
11:20-11:30
Wechselpause
11:30-11:50
Über 100 Jahre KaVo - das heißt Ergonomie von Anfang an. KaVo überzeugt in Ergonomie und Komfort seit jeher. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts werden KaVo Instrumente unter ergonomischen Gesichtspunkten entwickelt. 1965 dann die ergonomische Revolution: Ein Patientenstuhl mit völlig neuer Liegeposition bietet Zahnärzten erstmalig eine gesunde, er-müdungsfreie Körperhaltung.
Patienten erleben eine bisher nicht gekannte, komfortable Behandlung. Freihängende In-strumentenschläuche bieten seit damals zusätzliche Ergonomie durch verringerte Greifwege. Auch heute steht KaVo für höchsten Anspruch an ergonomische und reibungslose Behand-lungsabläufe. Jedes KaVo Produkt ist exakt auf die Bedürfnisse von Zahnärzten und Patien-ten ausgerichtet - für hervorragende Ergonomie und höchsten Komfort.

Die Behandlungseinheiten KaVo ESTETICA E70 und E80 sind mit dem Gütesiegel des Ver-eins Aktion Gesunder Rücken (AGR) ausgezeichnet. Eine unabhängige, multidisziplinäre Expertenkommission legt der Auszeichnung strenge Prüfkriterien für Ergonomie und Ge-sundheit zugrunde. Das Prädikat für eine rückengerechte Umgebung wurde damit erstmals an zahnärztliche Arbeitsplätze vergeben.
11:50-12:10
Beschwerden im Bereich des Rückens und der Halswirbelsäule sind in den zahnmedizinischen Berufen weit verbreitet. Verursacht werden sie zumeist durch eine unphysiologische Körperhaltung während der Berufsausübung.
Ursächlich ist hier weniger der nicht vorhandene Wille der Zahnmediziner zum rückenschonenderen Behandeln, als das übliche Behandlungsinstrumentarium und Behandlungseinheiten, die durch ihre räumliche Anordnung zu einer ungünstigeren Haltung verleiten.
Durch Livedemonstration an Veranstaltungsteilnehmern soll gezeigt werden, dass die Behandlung aus der 12Uhr Position nach Dr. D. Beach zu einer deutlich verbesserten Körperhaltung und damit zu einem wesentlich gesünderem und bequemerem Sitzen führt. Darüber hinaus wird gezeigt welche Vorteile ein speziell auf diese Arbeitsweise ausgerichteter Behandlungsplatz mit entsprechendem Instrumentarium bietet - damit Sie ebenso perfekt sehen können, wie Sie sitzen.
12:10-12:30
Erst nach 25 Jahren zahnärztlicher Arbeit am Behandlungsstuhl bin ich nach einem Band-scheibenvorfall der Frage nachgegangen "Schicksal als Zahnarztes ... oder geht das auch anders?". Nur sehr mühsam fand ich Informationen über eine ergonomische Arbeitsweise. Nach langen Recherchen konnte ich diese Frage für mich beantworten und habe dann schrittweise meinen zahnärztlichen Arbeitsplatz umgestaltet. Jetzt kann ich entspannter sitzen und viel besser sehen. Mit Bildern werde ich diesen Arbeitsplatz beschreiben und einen Ausblick auf weitere zukünftige Erneuerungen geben.
12:30-13:00
Mittagspause
13:00-13:20
Die vielen Zahnärzte, die an Rückenschmerzen leiden, entscheiden sich nicht freiwillig für diese Beschwerden. Trotz ergometrisch gestalteter Stühle und Hilfsmittel wie Lupen verur-sacht der normale Arbeitsablauf irgendwie unnormale Empfindungen in ihren Rücken. Muss das so sein?
Gute Körperhaltung ist selbstverständlich bei sehr jungen Kindern und Rückenprobleme sind in früher Jugend sehr selten: Weshalb ist dies so anders bei vielen Erwachsenen? Unser Vortrag soll erklären, wieso sich die automatisch gute Haltung bei jungen Kindern im späteren Leben zu einem schweren Kampf gegen Anspannung entwickelt - und macht einen prak-tischen Lösungsvorschlag.
Paul Smith demonstriert, dass es als Teil des Überlebensinstinktes einen natürlichen Me-chanismus gibt, der das Gefühl der Anspannung reduziert, der wilde Tiere zu 360° rundum aufmerksam sein lässt und ihre Körper automatisch im Gleichgewicht hält und entspannt. Es ist bio-logisch, entspannt zu sein: Aufmerksam zu bleiben mit aktiver Stressreduktion opti-miert die Überlebungschancen.
Allerdings brauchen wir unter normalen Arbeitsbedingungen nicht wie Tiere im freien Gelände 360° rundum aufmerksam zu sein. Wenn der Arbeitsfokus sich noch auf Details ausrichtet (weg von der Welt um uns herum), wirkt sich der innere Entspannungsmechanismus in ge-gensätzlicher Weise aus. D.h. bei visueller Konzentration neigt auch der Körper dazu, sich zu konzentrieren, weshalb berufsbedingte Anspannung so oft vorkommt and so schwer zu vermeiden ist. Die Art und Weise wie wir zu arbeiten gelernt haben, ist tief verwurzelt and schwer zu ändern. Es gibt allerdings Wege, körperbezogene Anspannung rückgängig zu machen.
Vor diesem Hintergrund wird eine eigenentwickelten Zahnarztstuhl vorgestellt, der den an-spannungsreduzierenden Mechanismus re-aktiviert und der dem Rücken wieder dazu verhilft, in seiner ihm angeborener entspannten Weise zu funktionieren.
13:20-13:40
Einen Großteil der Behandlungszeit verbringt das Behandlungsteam sitzend am Patienten. In den verschiedensten Behandlungspositionen eine gesunde Körperhaltung einzunehmen, ist dabei für alle Beteiligten essentiell. Wie diese erreicht werden und wie ein ergonomischer Arbeitsstuhl hierbei unterstützen kann, wird in diesem Vortrag gezeigt. Das "Geheimnis" liegt hier im Zusammenspiel von "Nachgeben" und "festem Halt".
13:40-13:50
Wechselpause
13:50-14:10
Die optimale Druckbelastung auf einem zweigeteilten Sattelstuhl mit Swing-Mechanismus basiert auf der Tatsache, dass die Sitzbeinhöcker unter dem Becken liegen und den Druck des Sitzes auf Gesäß und Schenkel verhindern. Die Oberschenkel zeigen in einem Winkel von 45 Grad nach unten und das Becken wird nach vorne in eine fast neutrale Position ge-kippt, wie bei einer stehenden Haltung. Dadurch wird dem unteren Rücken und dem Ober-körper eine entspannte und natürliche Haltung auch ohne Rückenlehne ermöglicht. Die Beine befinden sich in Reiterstellung, die Füße stehen fest auf dem Boden. Auf diese Weise ist es einfach, die Pedale mit den Füßen zu bedienen.
14:10-14:20
In der Ausgabe Nr. 16 vom 9. April 2015 der Zeitschrift "stern" wurde in großer Aufmachung Sitzen als "Die unterschätzte Gefahr" für unsere Gesundheit herausgearbeitet. Auch in der TV-Sendung des NDR vom 23. Juni 2015 wurde auf die Gefährdung der Gesundheit durch Sitzen hingewiesen. Es wird darin von einer eigenen Krankheit, von der "Sitzkrankheit" gesprochen. In wie weit diese Gefahren - im Licht der vorangegangenen Vorträge - für unseren Berufsstand von Bedeutung bzw. präventiv Rechnung zu tragen sind, wird entsprechend herausgearbeitet.
14:20-15:00
Prof. Dr. drs. drs. Jerome Rotgans
Marktplatz: Individuelle Diskussion mit den Vortragenden u.a. an deren im Vortragsraum ausgestellten Geräten
AG für zahnärztliche Behindertenbehandlung, Dr. Volker Holthaus
11:00-11:05
11:05-11:35
Epidermolysis bullosa (EB) ist eine seltene hereditäre Hauterkrankung, bei der es durch Druck- und Scherbelastung zu einer Blasenbildung zwischen den Hautschichten kommt. Derzeit werden vier Haupttypen unterschieden. Insbesondere bei der rezessiven Form der EB dystrophica (ehemals Hallopeau-Siemens) treten spezielle Probleme im Mundraum auf: schmerzhafte Blasenbildung und Erosionen; infolge dessen Narbenbildung mit ausgeprägter Mikrostomie, Ankyloglossie, Abflachung des Vestibulums und reduzierter habitueller Selbstreinigung; verlängerte Verweildauer der Nahrung in der Mundhöhle; häufige Aufnahme kohlenhydratreicher, meist wenig abrasiver Nahrung; manuelle Einschränkung des Patienten eine suffiziente mechanische Zahnreinigung durchzuführen. Diese Symptome haben gravierende Auswirkungen auf eine zahnärztliche Behandlung. Zahnerhaltenden Therapiemaßnahmen ist grundsätzlich der Vorzug einzuräumen, da ein herausnehmbarer Zahnersatz oder Implantate in der Regel nicht möglich sind.
Der hohe Wert primärpräventiver gegenüber restaurativen Maßnahmen tritt bei diesen Patienten besonders deutlich hervor. Die sehr reduzierten zahnärztlichen Behandlungsmöglichkeiten bei rezessiven dystrophen Subtypen der EB erfordern nachdrücklich, dass ein erstes zahnärztliches Konsil mit dem Durchbruch des ersten Milchzahnes durch den Dermatologen veranlasst werden sollte. Im Rahmen eines interdisziplinären Behandlungsmanagements sollten durch konsequente präventive Maßnahmen sowohl Zahnschäden als auch ein rasches Voranschreiten einer Mikrostomie vermieden bzw. reduziert werden.
11:35-12:05
Prof. Dr. Andreas Schulte
Zahnärztliche Betreuung von Patienten mit Sjörgren-Syndrom
12:05-12:35
Patienten mit diagnostisch gesicherten affektiven, emotionalen, neurotischen, Persönlichkeits-, Verhaltens-, Belastungs- und somatoformen Störungen weisen im Vergleich zu Kindern ohne psychiatrische Diagnosen eine deutlich schlechtere Mundgesundheit auf. Bei Betrachtung der Mundgesundheit zu aktuellen abnormen psychosozialen Umständen zeigen vor allem Kinder mit akuten belastenden Lebensereignissen, Kinder, die in einer abnormen unmittelbarer Umgebung und unter abnormen Erziehungsbedingungen leben, eine besonders hohe Kariesprävalenz und hohen Kariesbefall. Die mundbezogenen Lebensqualität (MLQ) von Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist im Vergleich zu den bundesdeutschen Referenzwerten nur wenig beeinträchtigt. Alter, Geschlecht, Karieserfahrung, Gingivitiden, psychiatrische Diagnosen sowie die Medikation von Psychopharmaka hatten keinen Einfluss auf die MLQ. Patienten beklagten am häufigsten eine orale Symptomatik und funktionelle Einschränkungen. Kinder mit einer Psychopharmaka- und ADHS-Medikation gaben eine höhere Beeinträchtigung der MLQ an. Höhere CPQ-G-11-14-Werte wurden bei Patienten mit neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen, abnormen Familienverhältnissen, akuten belastenden Lebensereignissen und mit chronischen zwischenmenschlichen Belastungen in der Schule oder der Arbeit im Vergleich zu Patienten ohne psychiatrische Erkrankungen.
Da die Mundgesundheit kindlicher und jugendlicher psychiatrischer Patienten im Vergleich von Kindern und Jugendlichen ohne psychiatrische Erkrankungen, bei nur geringfügig eingeschränkter MLQ, deutlich schlechter ist, bedarf es einer verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit von Zahnärzten, Kinderpsychiatern/-psychologen, um die gesundheitliche Benachteiligung dieser Patientengruppe zu kompensieren. Kinderpsychiater/-psychologen sollten für die Mundgesundheit ihrer Patienten sensibilisiert werden.
12:35-13:45
Pause
13:45-14:15
Bei der Therapie des Facio-Oralen Trakts (F.O.T.T.®) nach Kay Coombes handelt es sich um einen interprofessionellen, alltagsorientierten Behandlungsansatz der insbesondere auf Patienten mit schweren erworbenen Hirnschädigungen ausgerichtet ist.
Die Entwicklung, Reorganisation und Integration facio-oraler Funktionen geschieht im Alltagskontext und wird durch ein therapeutisches Gesamtkonzept auf neurophysiologischer Grundlage begleitet. Dabei nimmt die Mundhygiene im Rahmen der Therapie einen hohen Stellenwert ein. In Folge der neurologischen Grunderkrankungen bzw. Schädigungen, kann diese bei den zu therapierenden Patienten erheblich eingeschränkt bis unmöglich sein. Dies betrifft auch zahnärztliche Routineuntersuchungen und Behandlungen.
Folglich werden Karies und Parodontalerkrankungen Vorschub geleistet, der langfristige Zahnerhalt steht auf dem Spiel. Die F.O.T. - Therapie zielt darauf ab, effektive Mundhygienemaßnahmen wieder zu ermöglichen um eine stabile Mundgesundheit für den Patienten zu erzielen. Die zur Anwendung kommenden Maßnahmen und Techniken sind auch für den Zahnarzt bei der Behandlung von Patienten mit neurologischen Schädigungen hilfreich und unterstützend.
14:15-14:45
Eine gleichwertige und individuell angepasste zahnmedizinische Behandlung für Menschen mit körperlicher, seelischer, geistiger Behinderung oder chronischen Erkrankungen entspricht dem modernen Versorgungsanspruch in unserer Gesellschaft. In bestimmten Fällen ist eine Behandlung nur in Allgemeinanästhesie möglich. Indikationsstellung und rechtliche Aspekte sollen ebenso beleuchtet werden wie die Frage, welche der allgemeinmedizinischen Befunde für das prä- und postoperative Narkosesetting eine Rolle spielen können. Zudem wird auf die räumlichen, personellen und anästhesiologischen Voraussetzungen eingegangen, die notwendig sind um die Behandlung für Patient und Behandlerteam sicher und erfolgreich gelingen zu lassen.
14:45-15:00
Dr. Volker Holthaus
Round-Table Diskussion
15:00-15:30
Pause
15:30-15:45
Dr. Volker Holthaus
Mitgliederversammlung der AG für zahnärztl. Behindertenbehandlung
12:30-13:30
Mittagspause
13:30-14:30
Der Verlust von permanenten Zähnen, hervorgerufen etwa durch Infektionskrankheiten wie Karies oder Parodontitis, ist keine Seltenheit und wird mit einer alternden Gesellschaft zunehmen. Der Ersatz von Zähnen durch Implantat-basierte Verfahren hat sich zwar aufgrund von Material- und Methodenoptimierung verbessert, es bestehen aber im Vergleich zu natürlichen Zähnen noch immer Limitationen, z.B. aufgrund eines fehlenden parodontalen Ligaments. Die Hoffnung auf einen natürlicheren Zahnersatz wird mit dem dentalen Tissue Engineering auf Basis mesenchymaler Stammzellen (MSCs) verbunden.

Mesenchymale Stammzellquellen sind neben dem Knochenmark auch verschiedene andere Gewebe, darunter auch die dentale Pulpa. Besonders vielversprechend für das dentale Tissue Engineering sind hier die dentalen Pulpastammzellen (DPSCs). Neben der generellen Charakterisierung dieser Zellen bezüglich MSC-Markerexpression, Differenzierungspotential und Alterung werden in unserer Arbeitsgruppe verschiedene potentielle Gerüstmaterialien bezüglich ihres Einflusses auf die Stammzelladhäsion, Proliferation und Differenzierung getestet. Eine weitere Möglichkeit der Optimierung dieser dentalen Scaffolds besteht in der Funktionalisierung mittels aktiver Biomoleküle wie z.B. Wachstumsfaktoren und nicht kodierenden RNAs.
14:30-15:30
Das Tissue Engineering erlangt wachsende Bedeutung für den Ersatz mesenchymaler Gewebe wie Knochen, Knorpel und Muskulatur sowie Haut. In den letzten Jahren wurden nicht nur Zellen mit osteogenem bzw. chondrogenem Potential isoliert und charakterisiert, sondern auch die Kontrolle über Proliferation und Differenzierung dieser Zellen realisiert. Zum erfolgreichen Einsatz von Tissue Engineering Konstrukten sind eine Matrix, Zellen und ggf. Wachstumsfaktoren erforderlich. Ebenso existieren bereits etablierte Methoden zur Bestimmung der Interaktion dieser Zellen mit unterschiedlichen Biomaterialien in Kombination mit verschiedenen Wachstumsfaktoren. Ziel vieler Studien war es, nicht nur das optimale Trägermaterial zur Kultivierung mit osteo- bzw. chondrogenen Zellen zu finden, sondern auch das Verhalten der Zellen auf diesen Materialien zu erforschen. Die Überlebensfähigkeit der Zellen ist gerade in größeren Matrizen ein Problem und stark abhängig von deren Zusammensetzung sowie Eigenschaften.
15:30-16:00
Kaffeepause
16:00-17:00
Prof Dr. Dr. Dr. Shahram Ghanaati
Platelet-Rich-Fibrin-eine physiologische Quelle für Tissue Engineering
17:00-18:00
Während sich Knochendefekte im Bereich der Röhrenknochen zumeist mit standardisierten Implantat- und Biomaterialien adäquat behandeln lassen ist dies im Kiefer-, Gesichts- und Schädelbereich nur sehr eingeschränkt möglich. Dies liegt zum einen an der größeren anatomischen Varianz, der oft sehr unterschiedlichen Defekt-Lokalisationen und -Dimensionen, aber auch an der größeren ästhetischen Relevanz einer möglichst optimalen Rekonstruktion. Für entsprechende Eingriffe wird deshalb verstärkt der Einsatz von Patienten-individuell gefertigten Implantaten und Knochenersatzmaterialien untersucht. Für die Herstellung solcher Implantate eigenen sich besonders additive Verfahren, die in den letzten Jahren sehr intensiv untersucht und weiterentwickelt wurden.
Während individuell erzeugte Platten aus dauerhaften metallischen, keramischen und polymeren Biomaterialien, z. B. für den Verschluss von Defekten des Schädelknochens, bereits seit mehreren Jahren klinisch angewendet werden ist die Entwicklung von individuellen biodegradablen Matrices oder gar Tissue Engineering-Konstrukten für die Geweberegeneration immer noch Gegenstand der Forschung. Thema des Vortrags wird die Darstellung des derzeitigen Standes von Wissenschaft und Technik sein mit besonderem Gewicht auf der Erzeugung von komplexen, aus mehreren Materialien aufgebauten Konstrukten für Defekte an Gewebegrenzflächen. Auch soll die Frage betrachtet werden, in wieweit autologe biologische Komponenten in Prozesse des 3D-Drucks (im Sinne eines 3D Bioprintings) integriert und somit direkt vitale Tissue Engineering-Konstrukte erzeugt werden können.
Deutsche Gesellschaft für Laserzahnheilkunde, DGL, Prof. Dr. Norbert Gutknecht
Deutsche Gesellschaft für Laser-Zahheilkunde (DGL)
09:00-09:30
Jeden Laser zeichnen spezielle Eigenschaften aus: Die wichtigste und grundsätzlich charakterisierende Eigenschaft ist die Wellenlänge, die die Kategorie der Laserstrahlung im elektromagnetischen Spektrum festlegt. Die Interaktion mit dem Gewebe wird im Wesentlichen durch den Energieeintrag ins Gewebe bewirkt. Maßgeblich ist an dieser Stelle die Absorption der Laserstrahlung, die über so genannte Absorptionsspektren für jede Wellenlänge in Bezug auf Gewebe bzw. Gewebebestandteile abbildbar ist. Neben der Absorption sind auch Reflexion und Transmission wichtige Aspekte.
Der hauptsächliche und meist gewünschte Effekt beruht auf photothermischer Wechselwirkung. Dies ist die Folge der Absorption im Gewebe. Nur bei der Absorption erfolgt eine Konversion der Laserlichtstrahlung in thermische Energie. Das kann über die Erwärmung bis zum schlagartigen Schmelzen und Verdampfen des Gewebes führen. Bei letzteren findet ein Abtrag statt.
Auch das Thema Eindringtiefe hat bei der Laserbehandlung in der Medizin und Zahnmedizin einen hohen Stellenwert. Eindringtiefen pauschal zu bewerten wäre falsch, man kann sie immer nur im Zusammenhang mit der jeweiligen Wellenlänge und dem zu bearbeitenden Gewebe sehen. Normalerweise versucht man, durch die Abstimmung von Wellenlänge und Gewebe die Eindringtiefe möglichst gering zu halten. Es gibt nur eine sinnvolle Ausnahme, wo eine Transmission erwünscht ist. Gerade bei infiziertem Hartgewebe im Wurzelkanal oder auch bei infiziertem Knochenmaterial will man auch in den tieferen Schichten Keimreduktion erreichen. Ansonsten muss man darauf achten, dass die Absorption des Laserlichtes im Gewebe möglichst groß ist. Je größer die Eindringtiefe, desto weniger gut kann man die thermischen Auswirkungen in tieferen Gewebsschichten steuern und desto eher kommt es zu Nekrosen.

Die Laserzahnheilkunde hat in den vergangenen fünf Jahren durch den veränderten Stand der Technik einen neuen Stellenwert bekommen. Aus diesem Grund sind viele Aussagen aus bestehenden DGZMK-Stellungnahmen im Sinne der EBD neu zu betrachten. Eine möglichst umfassende Einschätzung muss heute einbeziehen:
- die Ergebnisse des ersten EBD-Buches zur Laserzahnheilkunde, Proceedings of the 1st International Workshop of Evidence Based Dentistry of Lasers in Dentistry (Berlin 2007)
- die Möglichkeiten der klinischen Ausbildung zum Master of Science of Lasers in Dentistry
- die Vorgaben des Gesetzgebers zur Lasersicherheit und zur Pflicht des Laserschutzes in Deutschland.

Der Einsatz des Lasers in der zahnärztlichen Praxis fällt neben der Diagnose in vier Hauptindikationsgebiete und diverse Nebenindikationen:

- Lasergestützte Kariologie und Kavitätenpräparation
- Laserunterstützte Endodontie
- Laserunterstützte Parodontologie
- Laser in der zahnärztlichen Chirurgie

Daneben wird der Laser in der präventiven, prothetischen, ästhetischen und kieferorthopädischen Behandlung sowie der Phototherapie angewendet.
09:30-10:00
Der Erfolg einer endodontischen Behandlung ist maßgeblich abhängig von einer suffizienten Infektionskontrolle. Dass dies nicht immer vollständig gelingt, zeigen Studien über Erfolgsraten von Wurzelkanalbehandlungen.
Technische Neuentwicklungen in den letzten Jahren haben die endodontische Behandlung einfacher und sicherer gemacht, trotzdem stellen eine ausgedehnte apikale Periodontitis oder Paro-Endo-Läsionen insbesondere an den Molaren den Behandler immer wieder vor Herausforderungen. Die anatomischen Besonderheiten des Wurzelkanalsystems und die Eindringtiefe der Bakterien in das Wurzelkanalwanddentin setzen der Reinigung und Desinfektion mit konventionellen Behandlungsprotokollen teilweise biologische Grenzen. Hier können verschiedene Lasersysteme unterstützend eingesetzt werden. Im Vortrag soll auf Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Wellenlängen eingegangen und eigene klinische Behandlungsprotokolle vorgestellt werden.
10:00-10:30
Die Entfernung des parodontalpathogenen Biofilms ist ein grundlegender Aspekt der systematischen Parodontitistherapie. Zusätzliche antimikrobielle Verfahren wie Laseranwendungen und antimikrobiellen photodynamischen Therapieverfahren (aPDT) werden verwendet, um das therapeutische Ergebnis zu verbessern.
Lokale und systemische Antibiotika werden verwendet, um parodontale Therapieansätze zu verbessern. Aufgrund der möglichen Entwicklung bakterieller Resistenzen gegen Antibiotika sollte die Verwendung dieser Mittel allerdings vor allem bei bestimmten Patientengruppen, beispielsweise solchen mit aggressiver Krankheitsverlaufsform oder einem spezifischen bakteriellen Erregerprofil, zielgerichtet Anwendung finden. Laser und aPDT-Verfahren können als adjuvante antimikrobielle Therapieansätze für präventive und therapeutische Behandlungsschemata eingesetzt werden, ohne die Nachteile von Antibiotika in Kauf nehmen zu müssen. Die Entwicklung bakterieller Resistenzen ist bei diesen Verfahren bisher noch nicht gezeigt worden und konnte auch in einer experimentellen Studie nicht provoziert werden. Die herkömmliche Laserbehandlung im roten Wellenlängenbereich von 810-980nm oder auch die neu eingeführte blaue Wellenlänge bei 445nm umfasst in der Regel einen Hitze-induzierten Zelltod pathogener Mikroorganismen. Die photodynamische Therapie verwendet einen Photosensibilisator-Farbstoff, der mit einer Lichtquelle angeregt wird, dessen Wellenlänge auf das Absorptionsspektrum des Farbstoffs abgestimmt ist. Die anschließende photochemische Reaktion führt zur Sauerstoff-vermittelten Zerstörung pathogener Bakterien. Für verschiedene Photosensibilisatoren konnte die Wirksamkeit ohne Schädigung der Wirtsgewebe gezeigt werden.
Generell konnte für den adjuvanten Einsatz von Lasern und aPDT-Verfahren ein positiver Effekt auf die Behandlungsergebnisse im Rahmen der systematischen Parodontitistherapie gezeigt werden. Somit können konventionelle Behandlungsverfahren sinnvoll ergänzt werden und möglicherweise auch die Prognose für den klinischen Langzeiterfolg verbessert werden.
Samstag, 07.11.2015
Symposium Zahnmedizin meets Schlafmedizin, PD Dr. Wolfgang Galetke, Dr. Ulrich Hübers
Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Schlafmedizin (DGZS)
09:00-09:35
Abstract
Pathophysiologie schlafbezogener Atmungsstörungen

Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) können im Wesentlichen differenziert werden in die obstruktive (OSA) und die zentrale Schlafapnoe (ZSA). Die seltener vorkommende zentrale Schlafapnoe ist durch ein Sistieren des Atemflusses bei fehlender Atmungstätigkeit gekennzeichnet und wird häufig bei Patienten mit kardiologischen und neurologischen Grunderkrankungen angetroffen. Dagegen zeichnet sich die obstruktive Schlafapnoe durch einen inkompletten oder kompletten Verschluss der oberen Atemwege bei erhaltener Atmungstätigkeit aus. Die Hypopnoen bzw. Apnoen rufen einen Abfall der Sauerstoffsättigung hervor und werden durch eine Weckreaktion in Folge einer Sympathicusaktivierung terminiert. Als Folge der wiederholten Weckreaktionen in der Nacht kommt es zu einem nicht erholsamen Schlaf und zu einer unter Umständen erheblichen Tagesschläfrigkeit bei den Betroffenen. Die intermittierenden Sauerstoffabfälle führen über die Entwicklung von Schäden in den Gefäßwänden zu kardiovaskulären Folgeerkrankungen wie arterielle Hypertonie, Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen.
Also mögliche Ursachen für die obstruktive Schlafapnoe werden anatomische Faktoren wie die Weite der oberen Atemwege oder der Halsumfang, geschlechtsspezifische Faktoren, die Funktion der Halsmuskulatur und die Sensibilität der Schleimhäute im Bereich der oberen Atemwege diskutiert. Ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung der obstruktiven Schlafapnoe ist das Übergewicht, das mechanisch über den vermehrten Halsumfang, aber auch über eine funktionelle Beeinträchtigung der Halsmuskulatur zu einer Einengung der oberen Atemwege führen kann. Pathophysiologisch werden weitere Faktoren in der Entstehung der obstruktiven Schlafapnoe, wie zum Beispiel eine nächtliche Umverteilung von Flüssigkeit aus den unteren Körperpartien in den Hals, diskutiert.
09:35-10:10
Dr. Alexander Meyer
Unterkieferprotrusionsschienen - Schienentypen und klinische Anwendung
10:10-10:45
Dr. Susanne Schwarting
Positionspapiere, Leitlinien und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Schlafmedizinern
10:45-11:20
Pause
11:20-11:55
Obstruktive schlafbezogene Atmungsstörungen (OSAS) und Schnarchen sind bedingt durch eine Verengung der oberen Atemwege. Das OSAS löst dabei vielfältige gesundheitliche Störungen aus, wohingegen das Schnarchen als gesundheitlich unbedenklich angesehen wird. Unterkieferprotrusionsschienen (UPS), die über eine Erweiterung der oberen Atemwege wirken, haben sich in den letzten Jahren als eine effektive, allgemein anerkannte Therapie des OSAS und Schnarchens entwickelt. In der Protrusion einstellbare, individuell nach Abdrücken gefertigte UPS ermöglichen eine schlafmedizinisch kontrollierte Optimierung der Protrusion (Titration) und Nachjustierung über die gesamte Therapiedauer. Hierdurch werden die Effektivität dieser Schienen erheblich gesteigert und die unerwünschten Nebenwirkungen vermieden. Voraussetzung hierfür ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Medizin und Zahnmedizin und eine hohe fachliche Qualifikation des Zahnmediziners auf dem Gebiet der Zahnärztlichen Schlafmedizin.
11:55-12:30
In zunehmendem Maße rückt die Behandlung schlafbezogener obstruktiver Schlafstörungen bei Kindern in das Interesse der Pädiatrie sowie Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde.

In diesem Zusammenhang werden Zahnärzte von den ärztlichen Kollegen um Mitwirkung in Diagnostik und Therapie gebeten.

Im Unterschied zu der bei erwachsenen Patienten durchgeführten zahnärztlichen Maßnahme mit Unterkieferprotrusionsschienen, bei der es sich um eine symptomatische Vorgehensweise handelt, ist die Therapie bei Kindern als eine causale Maßnahme anzusehen.

Das diagnostische Vorgehen wird aufgezeigt, es werden die Grundzüge dieser neuen Therapieform bei Kindern ebenso wie der interdisziplinäre Ablauf der Therapie zwischen Ärzten und Zahnärzten beschrieben.
39. Jahrestagung des AK f. Forensische Odonto-Stomatolgie, Prof. Dr. Rüdiger Lessig
Interdisziplinärer Arbeitskreis für Forensische Odonto-Stomatologie (AK FOS)
09:00-09:15
Prof. Dr. Rüdiger Lessig
Eröffnung der 39. AKFOS Jahrestagung
09:15-09:30
Zur Vermeidung von Unsicherheiten im Umgang mit Leitlinien sollte man die einschlägige, neue Rechtsprechung dazu kennen, die in haftungsrechtlicher Hinsicht keine Erschwernisse, Verschärfungen oder Änderungen der bisherigen Grundsätze im Arzthaftungsrecht erwarten lässt.
09:30-09:50
- Bei Gutachten, die sich fast ausschließlich auf funktionsanalytische oder funktionstherapeutische Fragestellungen beziehen, werden von den Gerichten Gutachter mit einer besonderen Spezialisierung herangezogen.
In den meisten Rechtsstreiten in der restaurativen Zahnmedizin nehmen die Fragestellungen zu, die sich um eine CDM Problematik ranken. In solchen Rechtsstreitigkeiten sind die Fragen häufig sehr komplexer Natur und der Streitwert ist meistens beträchtlich. Die Frage, ob eine CMD durch die Behandlung ausgelöst wurde oder verschlimmert wurde, soll dann beantwortet werden. Da die Patienten stark leiden, ist das Interesse, endlich Recht zu bekommen groß. Dies führt zu einem sehr verbissen geführten Streit. Es werden die Anforderungen dargelegt, die sich daraus für den Gutachter ergeben.
Welche Untersuchungen muss der Gutachter als Basisuntersuchung oder als weiterführende Untersuchung vornehmen und welchen Sachstand muss er dafür besitzen. Wo kann er sich informieren?

An Beispielen aus der gutachterlichen Praxis wird das Thema dargestellt.
09:50-10:10
Im Rahmen der Tätigkeit als Gutachter werden wir heute immer häufiger mit Schnittbilddaten aus Volumentomographieaufnahmen konfrontiert. Dieser Vortrag soll einen Überblick darüber vermitteln, wie mit den akquirierten Daten umgegangen werden sollte. Vor diesem Hintergrund werden zu Beginn die technischen sowie rechtlichen Grundlagen dieser bildgebenden Modalität vorgestellt, deren Indikationsspektrum dargestellt sowie Grundlagen der medizinischen Befundung erläutert. Auch die bei der Verwendung der Technik anfallende effektive Dosis wird genauer betrachtet werden. Abschließend soll dargelegt werden, welches Equipment zur Interpretation der Daten vorgehalten werden sollte, um eine möglichst adäquate Betrachtung und Verarbeitung der Daten zu gewährleisten.
10:10-10:30
ie Identifizierung unbekannter Leichen bei Großschadensereignissen erfolgt zu 86 % innerhalb der ersten fünf Tage über den Zahnstatus, da die Odontostomatologie - neben der Daktyloskopie und der Molekulargenetik - eine der drei primären Identifizierungsmethoden darstellt.

Bei vielen Natur-, Zivilisations- und technischen Katastrophen, terroristischen Anschlägen sowie Explosionen und Bränden ist der menschliche Körper prä- und/oder postmortal starker Hitzeeinwirkung ausgesetzt, sodass die Brandleiche eine entsprechende Hitzedestruktion aufweist. Diese muss bei der Befunderhebung von den forensischen Odontostomatologen beachtet werden. Es müssen die von den nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften (AKFOS bzw. IOFOS) erarbeiteten Maßstäbe und verifizierten Standards berücksichtigt werden, denen auch die Identifizierungskommission (IDKO) des Bundeskriminalamtes (BKA) obliegt. Beim Abgleich des post-mortalen mit dem ante-mortalen Zahnbefund über das von Interpol herausgegebene und regelmäßig aktualisierte Disaster-Victim-Identification-Formular - mit Hilfe der bewährten PLASS DATA-Identifizierungssoftware - sind neben den anatomischen Strukturen ante-mortale konservierende, prothetische und chirurgische Maßnahmen von hoher Relevanz für eine Zahnvergleichsuntersuchung (ante-/post-mortal), die auch als angestrebtes "Match" bezeichnet wird.

Prämissen für eine eindeutige Identifikation, die Feststellung einer möglichen Identität oder einen Identitätsausschluss sind exakte und aktuelle ante-mortale Zahnbefunde in Form deskriptiver bzw. schematischer Dokumentation sowie Röntgenaufnahmen, Gips-Modelle von Ober- und/oder Unterkiefer usw. aus der Praxis des behandelnden Zahnarztes sowie Unterlagen aus zahntechnischen Laboratorien, die im Bedarfsfall durch das BKA über die Polizeibehörden des jeweiligen Bundeslandes angefordert werden können.
10:30-11:00
Pause & Postervorstellung
11:00-11:25
Kinder sind trotz aller Bemühungen nach wie vor regelmäßig Opfer von Gewalt oder einer Kindeswohlgefährdung ausgesetzt. Diese Fälle fallen in der Regel in den pädiatrischen Praxen oder den Kliniken für Pädiatrie auf und werden mittlerweile in etablierten Kinderschutz-gruppen oder rechtsmedizinischen Gewaltopferambulanzen untersucht. Zahnärzte sind aber auch oft erste Kontaktstelle, wo derartige Fälle entdeckt werden. Das Spannungsfeld zwischen möglicher Gefährdung der Gesundheit eines Kindes und der Notwendigkeit mit den Eltern zu kommunizieren, damit eine Behandlung möglich wird, führt zu Unsicherheiten über das wie und wo. Insbesondere die (zahn)ärztliche Schweigepflicht auf der einen und das Bundes-kinderschutzgesetz auf der anderen Seite demonstrieren die Problematik. Worauf geachtet werden sollte und über mögliche Wege wird berichtet.
11:25-11:45
Mediziner und Zahnmediziner werden bei der Ausübung ihres Berufs gelegentlich mit den Folgen gewaltbedingter Verletzungen konfrontiert. Dies gilt insbesondere für Ärzte und Zahnärzte in Ambulanzen und Notaufnahmen von Krankenhäusern und Kliniken. Aber auch in eigener Praxis niedergelassene (Zahn-)Mediziner können manchmal Fälle von Gewalteinfluss durch fremde Hand bei ihren kleinen und großen Patienten feststellen: oftmals sind sie die/der erste (und mitunter auch einzige) sachverständige Zeugin/Zeuge dieser Körperverletzung(en).

Damit diese Befunde zeitnah erfasst und dokumentiert werden, haben die Zahnärztekammern und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe einen Befundbogen zur Dokumentation gewaltbedingter Verletzungen herausgegeben.

Gewalt ist in der Regel kein einmaliges Ereignis: vor allem Partnerschaftsgewalt zeichnet sich durch wiederholte und meist an Intensität zunehmende Gewaltanwendungen aus. Vielfach richtet sich die Gewalt gegen den ungeschützten Kopf, so dass in diesem Bereich Blutergüsse, Prellungen, Stich- und Schnittverletzungen, aber auch Brandwunden und Würgemerkmale sowie Verletzungen von Zähnen (Lockerungen, Absplitterungen, Abbrüche), Kiefern (Prellungen, Frakturen, Luxationen) und/oder Zahnersatz (bis hin zu irreparablen Zerstörungen) feststellbar sind.

Die sorgfältige Dokumentation der durch eine Gewalteinwirkung entstandenen pathologischen Befunde durch die/den als erste(n) konsultierte(n) Zahnärztin/Zahnarzt fällt eine große Bedeutung zu, da die Spuren der Gewalteinwirkung am menschlichen Körper oftmals nach kurzer Zeit vergänglich bzw. meist nur für eine bestimmte Zeit in voller Ausprägung visuell wahrnehmbar sind.
11:45-12:30
Werbung ist in der heutigen Zeit von erheblicher Bedeutung, auch für Ärzte. Ein Blick in die Medien belegt dies. Aber dürfen Ärzte werben und wo sind die Grenzen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Vortrag "(Zahn-) Arzt und Werbung - Fallbeispiele aus der Rechtspraxis". Nach einem kurzen Rückblick auf die restriktive Rechtsprechung in der Vergangenheit geht der Vortrag näher auf die in erster Linie vom Bundesverfassungsgericht vor Jahren eingeleitete Liberalisierung im Werberecht der Ärzte. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 23.07.2001 (1 BvR 873/00). In dieser und in nachfolgenden Entscheidungen hat das Bundesverfassungsgericht die durch Art. 12 GG geschützte Freiheit zur Außendarstellung betont und näher ausgeschärft. Nach der verfassungsrechtlichen Rechtsprechung besteht danach kein Zweifel mehr daran, dass grundsätzlich auch Ärzte werben dürfen und dass es bei Lichte betrachtet letztlich nur zwei Grenzen gibt, nämlich: Die Verbot irreführender und sachlich unangemessener Werbung. Während das Irreführungsverbot eine allgemein anerkannte Grenze für jede Art von Werbung darstellt, nimmt das Verbot sachlich unangemessener Werbung Bezug auf die herausragende Bedeutung des ärztlichen Wirkens und auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Qualität und Integrität der Ärzteschaft. Beide Grenzlinien unterliegen einer wertenden Betrachtung, die nur unter umfassender Berücksichtigung aller maßgeblichen tatsächlichen Einzelfallumstände gelingen kann. aus diesem Grunde werden in dem Vortrag Fallbeispiele aus der Rechtspraxis geschildert, damit Grenzen nicht nur abstrakt bleiben sondern an Hand konkreter Sachverhalte greifbarer in der Beurteilung werden.
12:30-14:00
Pause & Postervorstellung
14:00-14:20
Ziel: Skelettale und dentale Reifung spielen in der Kieferorthopädie wie auch in der Forensischen Altersschätzung eine bedeutsame Rolle. Ziel des Kooperationsverbundes ist es, die biologische Entwicklung in ihrer Relation zum chronologischen Alter zu betrachten und durch mögliche Methodenkombinationen beider Fachgebiete präzisere Aussagen treffen zu können.

Material und Methoden: An simultanen FRS-, Hand- und OPG-Aufnahmen aus der klinischen Routine unseres Kooperationsverbundes (siehe Abstracts: 121, 122, 123, 124, 135, 136, 138) im Altersbereich von 6-19 Jahren wurden Entwicklungsstadien der HWS nach Baccetti, Hassel-Farman, San Roman, metrische Messungen sowie die Handentwicklung nach Grave-Brown, Fishman, das skelettale Alter nach Greulich-Pyle (GP), Thiemann-Nitz (TN) und der neueren Methode nach Gilsanz-Ratib (GR) bestimmt. Die dentale Entwicklung wurde mit der Stadieneinteilung nach Demirjian (DK) und einer Erweiterungsform (DE) dessen bewertet.

Ergebnisse: Trotz deutlicher Korrelation ist ein Schluss von HWS-Stadien auf die Handentwicklung zu unspezifisch [136]. In klinisch relevanten Fragestellungen kann keine Empfehlung für den Ersatz einer Handaufnahme gegeben werden. Untersuchungen zur Molarenfeldbildung im OK/UK zeigten einen linearen Zusammenhang zwischen retromolarem Platzangebot und chronologischem Alter [138]. Bei der skel. Altersschätzung (Hand) waren TN und GP gleichwertig; ihre Kombination führte zu einer weiteren signifikanten Verbesserung [123]. Für unterschiedliche Fragestellungen entwickelte Verfahren sollten nicht ungeprüft auf andere Fachgebiete übertragen werden [122]. Die neuere Methode nach GR erscheint für die Kieferorthopädie und die Forensik weniger geeignet als GP/TN. Das Zulassen von Zwischenstadien (DE) bei der Beurteilung der dentalen Reife führt zu besserer Interobserver-Reliabilität und einer genaueren Altersschätzung [121].

Schlussfolgerung: Erste Ergebnisse des gemeinsamen Datensatzes finden bei Biologen, Medizinern, Anthropologen bereits große Beachtung. Weitere Auswertungen im Kooperationsverbund werden die interdisziplinäre Verbindung der Fachgebiete Kieferorthopädie und Forensische Odonto-Stomatologie vertiefen.
14:20-14:40
Ziel: Bei jugendlichen Personen ohne Personaldokumente (in der Regel Immigranten) ist im Kontext eines Straf- oder Asylverfahrens oft eine forensische Altersschätzung erforderlich, um zu entscheiden, welche Rechtsnorm anwendbar ist (z.B. Strafmündigkeit, behördliche Inobhutnahme Minderjähriger). Da aufgrund der biologischen Variabilität einzelne Schätzverfahren (dentales, skelettales Alter) eine recht hohe Unsicherheit aufweisen, ist die Kombination mehrerer Methoden erforderlich. Hier untersuchen wir, wie die Schätzung aus dentalem Alter (dritte Molaren) und skelettalem Alter (Hand) kombiniert werden kann. Datengrundlage war der Datensatz des interdisziplinären Kooperationsverbundes Leipzig-Dresden-Würzburg.

Material und Methoden: Aus simultanen Handröntgenaufnahmen und OPGs der klinischen Routine von 383 Personen (56% weiblich) im Alter von 8-19 Jahren wurden das skelettale Alter nach Thiemann-Nitz und das dentale Alter aufgrund der Demirjian-Stadien der dritten Molaren bestimmt.

Ergebnisse: Die Schätzfehler beider Methoden waren unkorreliert (r=-0,02; 95%-KI -0,12 bis +0,08). Infolge dessen konnte der beste Schätzer für das chronologische Alter als gewichtetes Mittel von skelettalem und dentalem Alter berechnet werden, wobei die Gewichte invers proportional zu den Varianzen der Schätzfehler beider Methoden waren. Die Standardabweichungen der Schätzfehler der Einzelmethoden waren 0,97 und 1,35 Jahre, die der kombinierten Methode 0,78 Jahre, was eine signifikante Verbesserung darstellt und insbesondere die forensische Diagnostik der Strafmündigkeit verbessert.

Schlussfolgerung: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person eine rechtlich relevante Altersgrenze überschritten hat, hängt von der Varianz der Schätzfehler ab (kleine Varianz=höhere Sicherheit). Mit unserer Untersuchung konnten wir erstmals eine mathematisch fundierte Kombination von skelettalem und dentalem Alter etablieren. Die Kieferorthopädie besitzt hier insofern ein Alleinstellungsmerkmal, da nur hier simultane Hand- und Panoramaschichtaufnahmen der klinischen Routine in großer Zahl vorliegen.
14:40-15:00
Die Identifizierung von unbekannten Toten mit Hilfe der forensischen Odontostomatologie hat eine lange Tradition auf Grund der hohen Individualitätsvielfalt und der relativen Unzerstörbarkeit des menschlichen Gebisses. Identifizierungen mit Hilfe des Zahnstatus zählen -neben den daktyloskopischen und DNA-Vergleichsuntersuchungen- zu den drei wissenschaftlich anerkannten Identifizierungsverfahren.

Erste systematische Untersuchungen zur Identifizierung unbekannter Leichen wurden bereits am Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt:

Im Jahre 1881 machte ein Brand im Wiener Ringtheater bei der deutschsprachigen Uraufführung von "Hoffmanns Erzählungen" die Identifizierung von 449 Toten erforderlich. Einige Jahre später -im Jahre 1897- forderte eine ähnliche Brandkatastrophe beim Pariser Wohltätigkeitsbasar "Bazar de la Charité" ebenfalls eine Vielzahl unbekannter Toter, die größtenteils durch zahnärztliche Vergleichsuntersuchungen identifiziert werden konnten.

Die beiden hier genannten Brandkatastrophen werden auch als "Geburtsstunde" der zahnärztlichen Identifizierung durch den Vergleich von ante- und post-mortalen Untersuchungs- und Röntgenbefunden bezeichnet.

Nicht nur Identifizierungen im Rahmen von Massenkatastrophen zählen zur Domäne der forensischen Odontostomatologie: Auch in Einzelfällen werden -meistens im Rahmen einer gerichtlich bzw. staatsanwaltschaftlich angeordneten Obduktion- zahnärztliche Vergleichsuntersuchen durchgeführt, um die Identität einer Verstorbenen bzw. eines Verstorbenen zu sichern.

Als ein prominentes Einzelfall-Beispiel gilt die Identifizierung von Wolfgang Amadeus Mozart, der 1901 aus einem Massengrab exhumiert wurde und mit Hilfe von zahnärztlichen Vergleichsuntersuchungen zweifelsfrei identifiziert werden konnte: Seither ruhen seine Gebeine im Salzburger Mozarteum.

Die Tatsache, dass von nahezu jeder Person Zahn- und Röntgenbefunde in zahnärztlichen Praxen für viele Jahre archiviert werden, führen oftmals zu kostengünstigen, schnellen und verlässlichen Identifizierungen von unbekannten Toten - sowohl im Einzelfall wie auch bei Massenkatastrophen.

Allgemein bekannte Unglücke wie die Tsunami-Katastrophe in Südostasien (2004), der Absturz der Boeing 777 der Malaysian Airlines (2014) und das Erdbeben in Nepal (2015) bestätigen, dass Identifizierungen durch zahnärztliche Vergleichsuntersuchungen einen hohen Stellenwert besitzen: sowohl am Ende des 19. Jahrhunderts wie auch in jüngster Vergangenheit.
15:00-15:30
Pause & Postervorstellung
15:30-16:00
Die Identifizierungskommission (IDKO) des Bundeskriminalamtes (BKA) ist unter bestimmten Voraussetzungen zuständig für die Opferidentifizierung nach Großschadenslagen.
Im Rahmen des Vortrages soll kurz auf die letzten Einsätze der IDKO und die jeweiligen Herausforderungen eingegangen werden. Es wird berichtet zu:

17.07.2014 Flugzeugabsturz der MH17 in Schachtarsk/Ukraine;
24.07.2014 Flugzeugabsturz der Air Algerie in Gao/Mali;
24.03.2015 Flugzeugabsturz der Germanwings in Südfrankreich;
25.04.2015 Erdbeben in Nepal.

Neben der Einsatzvorstellung werden im Vortrag Informationen zu den neuen Interpol AM/PM Formularen vermittelt.
16:00-16:30
Am 24 Juli 2014 um 1:47 UTC (Universal Time Coordinated) stürzte der Air Algérie Flug mit der Nummer AH 5017 in der Wüste Malis ab. Es handelte sich um einen Linienflug von Ouagadougou (Start um 1:15 UTC) nach Algier. Bei dem Flugzeugtyp handelte es sich um eine McDonnell Douglas MD-83, welche von der spanischen Swiftair gemietet war. Für Teile der Route lag eine Unwetterwarnung (Gewitter) vor. Um 1:39 UTC änderte die Besatzung die Route, um einer Gewitterlage auszuweichen. Der letzte Funkkontakt bestand um 1:44 UTC zwischen AH 5017 und einem Jet der Air Royal Maroc, in dem die Besatzung mitteilte, dass sie augenblicklich einer Gefahr ausweiche und auf Flughöhe 310 (31.000 Fuß) steige. Nach Augenzeugenhinweisen wurde die Maschine ca. 80 km südlich von Gossi und ca. 160 km südwestlich von Gao (Mali) in der Wüste gefunden. Als Absturzursache wird angegeben, dass die Piloten vergessen hatten, die Enteisung der Drucksensoren in den Triebwerken einzuschalten. Es kam dadurch zu fehlerhaften Geschwindigkeitsmessungen und Datenübermittlungen an den Autopiloten. Die Geschwindigkeit des Flugzeuges verringerte sich dadurch. Es kam zum Strömungsabriss.

Unter den 116 Opfern befanden sich unter anderem 4 Deutsche und 54 Franzosen. Es wurden sofort eine DVI-Kommission in einer Kriegszone und eine Ante Mortem Einheit am l'Institut de recherche criminelle de la gendarmerie nationale (IRCGN) in Rosny sous Bois aufgestellt. Die Abläufe der Identifizierungsarbeiten und die Ergebnisse der odontologischen Untersuchungen werden berichtet.
16:30-17:00
Heute weiß man, dass neben den "Hinterbliebenen" auch die so genannten "harten Kerle" (z.B. Polizei-/Kriminalbeamtinnen und -beamte) nach außergewöhnlichen Ereignissen Schaden an ihrer Seele nehmen können.

Kriminalbeamte kommen nicht als Freunde, Helfer oder Tröster, sondern um zu erforschen, ob die verstorbene Person "fremdverschuldet" verstorben ist und welche Person dann für den gewaltsamen Tod ggf. verantwortlich sein könnte.

Der Referent war mehr als 30 Jahre lang in dieser "Königsdisziplin" der Kriminalistik und Kriminologie tagtäglich im Einsatz. Um sowohl der/dem Verstorbenen wie auch den Hinterbliebenen gerecht zu werden, war stets ein besonderes Einfühlungsvermögen notwendig, um in diesem Bereich täglich arbeiten zu können sowie gleichzeitig ein hohes Maß an Disziplin und Eigenhygiene erforderlich, um sich selbst vor einem "seelischen Schaden" zu bewahren.

Neben der Fallbearbeitung musste stets darauf geachtet werden sich selbst vor seelischem Schaden zu bewahren. Dabei waren der eigene Glaube und die Nähe zur evangelischen Kirche eine hilfreiche Stütze.

Der Umgang mit den Hinterbliebenen ist als Notfallseelsorger jetzt deutlich einfacher, weil die Frage entfällt, ob eine(r) der Hinterbliebenen möglicherweise für den Tod der/des Verstorbenen verantwortlich ist. Mit der erworbenen Professionalität kann sich um die Hinterbliebenen gekümmert, ihnen in ihrem unendlichen Leid Unterstützung gewährt sowie beim Heilungsprozess der beschädigten Seele geholfen werden.

Das Konzept der Notfallseelsorge -eingebettet im Schutz der Kirche mit dem hohen Grad der kirchlichen Schweigepflicht- macht es möglich, dass auch dem potentiellen "Täter" vorbehaltlos Hilfe gewährt werden kann.

Die Ausbildung zum Notfallseelsorger steckt in den meisten Regionen Deutschlands immer noch in den Kinderschuhen: Dennoch wächst sie stetig und wird immer professioneller. So wird erkennbar, dass hier zukünftig eine spezielle Berufsgruppe innerhalb der Seelsorge entstehen kann.
17:00-17:15
Posterbeiträge:
Vergleich dreier Hand-Atlas-Methoden zur Beurteilung des skelettalen Alters
Sandra Weiß, Bianca Gelbrich, Eve Tausche, Angelika Stellzig-Eisenhauer, Götz Gelbrich

Ziel: Die Beurteilung des skelettalen Alters spielt sowohl bei therapeutischen Entscheidungen in der Kieferorthopädie wie auch in anderen Disziplinen wie der forensischen Altersschätzung eine bedeutsame Rolle. In der vorliegenden Arbeit beurteilen wir die Wertigkeit einer in jüngster Zeit von Gilsanz & Ratib (GR) vorgeschlagenen Methode zur Schätzung des skelettalen Alters aus einer Handröntgenaufnahme im Vergleich zu den etablierten Atlasmethoden nach Thiemann & Nitz (TN) und Greulich & Pyle (GP).
Material und Methoden: Für 642 Handröntgenaufnahmen von 297 Jungen und 345 Mädchen im Alter von 6.4-19.1 Jahren aus der klinischen Routine wurde das skelettale Alter nach drei Atlasmethoden (TN, GP, GR) bestimmt. Ausgeschlossen waren Kinder mit wachstumsbeeinflussenden Erkrankungen.
Ergebnisse: Die mittlere Differenz [95% Konfidenzintervall] zwischen skelettalem und chronologischem Alter (in Jahren) für TN, GP und GR war -0,31 [-0,44;-0,19], -0,16 [-0,29;-0,04] und 0,05 [-0,07;0,18] bei Jungen und 0,04 [-0,07;0,14], 0,00 [-0,09;0,10] und -0,18 [-0,30;-0,07] bei Mädchen. Die Standardabweichungen der Schätzfehler betrugen 1,08/1,08/1,11 Jahre (Jungen) und 0,99/0,91/1,11 Jahre (Mädchen). Beim direkten paarweisen Vergleich, bei wievielen Röntgenaufnahmen welche Methode den geringeren absoluten Altersschätzfehler aufwies, ergaben sich folgende Resultate: TN:GP=236:235 (P=0,96; bei den übrigen 171 Fällen waren die Schätzfehler von TN und GP gleich), TN:GR=276:230 (P=0,04) und GP:GR=283:196 (P<0,001). Die besten Schätzer für das chronologische Alter aus den Methoden für das skelettale Alter waren 2,29+0,54xTN+0,29*GP (Jungen) und 1,36+0,30xTN+0,59xGP (Mädchen; P<0,001 jeweils für TN und GP; r=0,92), während die GR-Methode keinen zusätzlichen Beitrag leistete (P=0,11; es bleibt r=0,92 bei Hinzunahme von GR).
Schlussfolgerung: Die etablierten Methoden TN und GP waren der in jüngster Zeit vorgeschlagenen Methode GR zur Beurteilung des skelettalen Alters überlegen. Die Methode nach GR kann weder für die Kieferorthopädie noch für die Forensik empfohlen werden. Die kombinierte Anwendung der Methoden TN und GP verbessert die Genauigkeit; dies trifft für beide Geschlechter zu.
Sebastian Schwerdt
Bewertung des skelettalen Alters in Kieferorthopädie und Forensik: Synergien und methodische Unterschiede
Carolin Frerking
Schätzung des dentalen Alters durch Mineralisationsstadien: Ist eine Verbesserung durch "Zwischenstadien" möglich?
Hannes Lerche
Beziehungen zwischen der Entwicklung der Halswirbelkörper und dem Wachstum des retromolaren Raumes
Hanna Wirtz
Metrische Bewertung der Halswirbelkörpergeometrie und ihre Beziehung zu den Stadien nach Baccetti
Deutsche Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde, Prof. Dr. Bernd Kordaß
Deutsche Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde e.V. (DGCZ)
09:00-09:15
Einleitung: Diese in-vitro Studie untersucht die Retentionskraft verschiedener CAD/CAM-gefertigter hybrid-keramischer Kronen auf Titanimplantatabutments unter Verwendung unterschiedlicher Befestigungssysteme.
Material und Methode: Es wurden Kronen aus zirkon-verstärktem Lithiumsilikat (1: Vita Suprinity, Vita Zahnfabrik, Bad Säckingen, 3: CELTRA Duo, Dentsply, Hanau) und eine Nano-Hybridkeramik (2: Vita Enamic, Vita Zahnfabrik, Bad Säckingen) mithilfe des Cerec Systems hergestellt und auf Implantatabutments aus Titan befestigt. Hierfür wurden verschiede Befestigungsmaterialien verwendet: Multilink Implant (A), RelyX Unicem (B), Panavia 2.0 (C), Variolink II (D), FujiCem (E).
Nach einer Thermowechselbelastung (5/55°C, 5000 Zyklen) wurde die Retentionskraft der Kronen-Abutment-Komplexe mit einer Zwick-Universaltestmaschine ermittelt. Es wurde eine Varianzanalyse mit Bonferroni-Korrektur unter Berücksichtigung eines globalen Signifikanzniveaus von 5% durchgeführt.
Ergebnisse: Folgende Retentionskräfte wurden ermittelt:
(Keramik/Befestigungsmaterial/Mittelwert/Standardabweichung/Minimum/Maximum) in [N]
1/A/866/278/235/1411 2/A/1017/132/842/1320 3/A/1004/169/545/1201
1/B/1331/272/763/1935 2/B/1169/141/892/1398 3/B/1130/204/790/1530
1/C/1021/202/686/1407 2/C/716/168/458/1097 3/C/771/280/510/1239
1/D/1109/272/521/1569 2/D/919/149/675/1227 3/D/969/150/766/1328
1/E/1488/214/1104/1737 2/E/1177/219/787/1518 3/E/1334/228/974/1647
Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Befestigungsmaterialien und den verschiedenen Blockherstellern.
Schlussfolgerung: Bei Verwendung von auf Titanimplantatabutments zementierter monolithischer Keramiken scheint die Verwendung des Befestigungssystems und die Art des keramischen Materials einen Einfluss auf die retentiven Kräfte zu nehmen. Signifikant höhere Retentionswerte ließen sich bei den Kombinationen von FujiCem mit Vita Suprinity und Celtra Duo feststellen.
09:15-09:30
Ziel dieser Pilotstudie war es mit einem neuen, nicht invasives Verfahren zur Bestimmung der Genauigkeit der Implantatposition nach schablonengeführten Implantationen die Auswirkung der Schablonenabstützung auf die Ergebnisse darzustellen. Des Weiteren sollte untersucht werden, ob es signifikante Unterschiede bei verschiedenen Indikation (Lückenarten) gibt.
Material und Methode: Im Rahmen dieser Pilotstudie wurde bei 48 Patienten jeweils ein Implantat aus einer konsekutiven Fallserie ausgewertet. Es wurden vier Gruppen mit jeweils 12 Fällen nachuntersucht. Die Gruppenbildung erfolgte in Einzelzahnlücke, mehreres Zähne umfassende Schaltlücke, einseitige Freiendsituation oder beidseitige Freiendsituation. Alle Patienten wurden von einen Chirurgen behandelt (SiS).
Die Analyse erfolgte durch Überlagerung des Datensatzes aus der Implantatplanung (Implantatplanungsprogramm SMOP, Swissmeda, Zürich) heraus und der Digitalisierung der Implantatabformung. Durch Überlagerung dieser beiden Darstellungen im Programm Geomagic Studio (Version 9, geomagic, NC, USA) kann in Geomagic Qualify 9 bei guter Übereinstimmung der geplanten und tatsächlichen Implantatposition ein 3-D-Vergleich erstellt werden. Durch Farbsegmente wird die Abweichungen zwischen Planung der Implantatposition und der tatsächlich erreichten Position bildlich und quantitativ dargestellt werden. Bei deutlicher Abweichung können Distanz und Winkel zwischen der geplanten und tatsächlichen Implantatachse berechnet werden (Surfacer 10.6, Imageware).
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen Werte der Genauigkeit der erreichten Implantatposition, die mit vergleichbaren Untersuchungen korrelieren. Es konnten abhängig von der Indikation systematische Abweichungen festgestellt werden. Die Positionsstabilität der Bohrschablone hat einen nachweisbaren Einfluss auf die erzielbare Genauigkeit der Implantatposition.
Schlussfolgerung: Mit der Einschränkung der geringen Patientenzahl zeigen die Ergebnisse eine ausreichend hohe Genauigkeit beim Einsatz des SMOP Prozedere. Bei zunehmenden Freiheitsgeraden bei der Abstützung der Bohrschablone, sind in der Planung höhere Abweichung, bzw. Sicherheitsabstände einzukalkulieren.
09:30-09:45
Anhand einer kleinen prospektiven Patientenstudie werden die zurzeit bestehenden Möglichkeiten zur Chairsideherstellung einer vollkeramischen Brücke aufgezeigt. Die beiden möglichen Herstellungsverfahren ( Multilayer- und TZI -Brücken) werden miteinander verglichen. Dabei sollen Parameter wie die Passgenauigkeit, die Funktionalität und die Ästhetik der Brücken, aber auch die Praktikabilität und die Wirtschaftlichkeit verdeutlicht werden. Ziel ist es zu zeigen, inwieweit die Herstellung dieser Brücken für den Zahnarzt und seine Patienten sinnvoll und erfolgversprechend ist.
09:45-10:00
Anhand von Fallpräsentationen wird ein Verfahren für die metallfreie Versorgung mit Doppelkronen demonstriert und bewertet. Immer mehr Patienten erwarten eine Versorgung ihrer Zähne oder ihrer Implantate mit metallfreien und dem Zahn farblich ähnlichen Kronen und Sekundärkonstruktion. Durch die konsequente Nutzung von CAD/CAM-Verfahren, können diese Erwartungen mit neuen Materialien erfüllt werden.
In dieser Präsentation wird ein Verfahren vorgestellt, bei dem Primärkronen aus Zirkonoxid hergestellt werden und die Sekundärkonstruktion aus dem Hochleistungspolymer PEEK (Polyetheretherketon). Analog hierzu werden bei implantatprothetischen Arbeiten, die Primärkronen als Hybridabutmentkronen aus Zirkonoxid mit einer Titanklebebasis gestaltet.
Durch die konsequente Nutzung des CAD/CAM-Verfahrens ist eine hohe und gleichbleibende Produktqualität erreichbar. Zudem kann durch ein klares zahntechnisches Konzept eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Materialien in der Doppelkronentechnik erzielt werden.
Die ersten Erfahrungen bei der Anwendung dieses Verfahrens zeigen sehr gute Passungen der Konstruktionen mit einem geringen zeitlichen und technischen Nachbearbeitungsbedarf bei der Eingliederung. Die Rückmeldungen der Patienten waren positiv hinsichtlich der Handhabung, des Halts und der Ästhetik der Prothesenkonstruktionen.
Dieses Verfahren scheint als eine Alternative zu herkömmlichen Materialien in der Doppelkronenversorgung Einzug halten zu können. Noch fehlen jedoch Langzeiterfahrungen hinsichtlich biologischer oder technischer Komplikationen. Auch ist eine Bewertung auf der Basis wissenschaftlicher Publikationen momentan noch nicht möglich.
10:00-10:15
Augmentetd Reality bietet in der zahnärztlichen Praxis eine vollkommen neue Art die Behandlung durchzuführen. In Verbindung mit einem digitalen 3D Mikroskop können zukünftig alle verfügbaren digitalen Informationen wie zum Beispiel DVT Datensätze mit dem realen Zahn in Echtzeit überlagert werden. Als Behandler kann man also nicht nur die optische Vergrößerung des Systems nutzen, sondern ihm bietet sich zusätzlich die Option weitere behandlungsrelevante Daten darzustellen. So ist es bei einer Wurzelkanalbehandlung mit der Überlagerung eines DICOM Files möglich die Kanalstruktur während der Behandlung anzuzeigen um so die Kanaleingänge besser auffinden zu können. Auch für Präparationen ist das augmented Reality System gut einzusetzen, da dem Behandler ein optimaler materialabhängiger substanzschonender Schliff angezeigt werden kann. Auch die Implantologie stellt einen Einsatzbereich für das System dar. So läßt sich auch hier ein DICOM-Datensatz mit der Lage des geplanten Implantates und der Bohrachse einspiegeln. Die Verwendung einer Implantatbohrschablone wird so hinfällig. Dies sind nur einige Beispiele die zeigen, daß sich die zahnmedizinische Behandlung mit der Verwendung eines augmented Reality Systems in Verbindung mit dem digitalen 3D Mikroskop ändern wird.
10:15-10:30
Bei der Behandlung von Patienten sowohl in der Zahnmedizin, als auch in der Zahntechnik, treten vielfach Situationen auf, die eine gezielte Funktionsanalyse des Stomatologischen Systems erfordern. Oftmals ist nicht genug über die individuellen Aspekte der Okklusion und des Kauverhaltens bekannt. Um sich derartigen Fragestellungen widmen zu können, lassen sich Patienteninformationen, wie beispielsweise die Kieferbewegung oder die Muskelaktivitäten, digital aufzeichnen. Die gesammelten Daten können mit geeigneter Software analysiert und ausgewertet werden. Ein solches Projekt ist "JawReports", welches an dieser Stelle vorgestellt wird. Diese Software ermöglicht es Daten der Kieferbewegung und der elektromyografischen Aktivität der Kaumuskeln, die mit Hilfe des "Jaw Motion Analyser" (Fa. zebris Medical, D-Isny) registriert wurden, einzulesen und zu analysieren. Die verschiedenen registrierten Übungen enthielten unter anderem freies Kauen, Öffnungs- und zahngeführte Bewegungen. Untersucht wurde insbesondere das Kauverhalten im unmittelbaren Näherungsbereich der Okklusion. JawReports bietet hierzu mehrere Analysetools, wie beispielsweise verschiedene visuelle Aufschlüsselungen der Kauschleifen (z.B. hinsichtlich der Bewegungsart oder der Kaugeschwindigkeit), das Verorten von EMG-Aktivitäten und deren lokaler Extrema bezüglich der Kauschleifen oder die Visualisierung der Kondylenbahnen und -achsen. Darüber hinaus ist es durch die Konstruktion verschiedener Projektionsebenen möglich, graphische und statistische Auswertungen vorzunehmen, die sich auf Geschwindigkeiten, Lage oder die EMG-Stärke konzentrieren, um somit perspektivische Vielfalt zu erhalten.
Durch die verschiedenen Möglichkeiten der Kauanalyse unter Hinzunahme der Beiß- bzw. Kaukraft mittels der elektromyografisch aufgezeichneten Muskelaktivitäten, lassen sich typische Bewegungsmuster im okklusalen Näherungsbereich charakterisieren. Die JawReports Software soll es somit ermöglichen, das individuelle Kauverhalten von Patienten zu studieren und zu quantifizieren.
10:30-11:00
Pause
11:00-11:15
Eine wichtige Schnittstelle für die digitale Zahnmedizin steckt in der dynamischen Okklusion. Artikulatoren werden derzeit häufig als mechanisches Modell in den digitalen Systemen dargestellt. Damit werden jedoch dieselben Denkweisen und Modelleinschränkungen mit in die virtuelle Welt übertragen, die es schon bei den herkömmlichen Verfahren gibt. Einen anderen Ansatz bietet die direkte Ankopplung von elektronischen Registriersystemen. So lassen sich Bewegungsaufzeichnungen digital erfassen und auch die Muskelaktivität berücksichtigen. Damit kann realdynamisch auch die Kaufunktion stärker ins Blickfeld genommen werden werden.
Für die Erfassung der Unterkieferbewegung und der Muskelaktivität über Elektromyographie wurde der Jaw Motion Analyzer mit EMG-Modul (JMA, Fa. Zebris, D-Isny) verwendet. Die Zähne wurden mittels Modellscanner digitalisiert. Über einen Bukkalscan wurden Ober- und Unterkieferscans in einer definierten Bissrelation registriert. Die Kopplung zwischen Kieferbewegung und Scandaten der Zähne wurde durch ein Kopplungsteil mit speziellen Referenzmarkern realisiert. Über eine Software konnten Scandaten und Bewegungsinformationen synchronisiert werden. Anschließend nahm der Patient einen definierten Biss ein und die Unterkieferlage wurde initial mit dem JMA gemessen. Es folgte eine freie Bewegungsaufzeichnung mit Bewegungsübungen nach Standardprotokoll.
Diese realdynamische Artikulation ermöglicht die Darstellung der Okklusion mit ihren Annäherungsbereichen und Kontakten in der Statik und Dynamik. Für Kaubewegungen kann insbesondere gezeigt werden, wie häufig größte okklusale Annäherungen auf den Zähnen auftreten. Es können jene Bereiche quantifiziert werden, welche durch höchste Häufigkeiten auffallen. Durch das Einbeziehen der Muskelaktivität kann visualisiert werden, unter welchen relativen Kraftverhältnissen die Okklusion entsteht.
Diese Informationen stellen Möglichkeiten der Funktionsanalyse dar. Sie können aber auch in den Workflow für digitale Versorgungen einbezogen werden. Dies mag in Zukunft besonders auch bei Patienten mit CMD eine gute Möglichkeit sein, um mehr Informationen über das stomatologische System für die Versorgung zu erhalten.
11:15-11:30
Ziel: In der Studie wurde die in vivo Präzision der relativen Unterkieferposition in habitueller Interkuspidation mit einem intraoralen digitalen Scansystem bestimmt. Als Hypothese galt, dass kein signifikanter Unterschied im Vergleich zur manuellen Zuordnung von Gipsmodellen besteht.
Material und Methode: Bei 10 vollbezahnten Patienten ohne TMD wurde zunächst eine digitale Abformung des OK und UK mit einem intraoralen Scansystem erstellt (CEREC Omnicam,Sirona, Bensheim). Die Unterkieferposition wurde mittels Bukkalregistrierung in habitueller Interkuspidation bestimmt. Hierzu wurde im Bereich des ersten Prämolaren bis zum ersten Molar ein Scan der OK/UK Bukkalflächen durchgeführt. Die Aufnahme wurde dreimal wiederholt und die Daten als STL File exportiert. Anschließend wurde bei den Probanden eine konventionelle Abformung des OK und UK erstellt (Identium,Kettenbach,Eschenburg). Gipsmodelle wurden angefertigt und manuell in habitueller Interkuspidation zugeordnet. Die Zuordnung wurde dreimal wiederholt. Die Gipsmodelle wurden mit einem extraoralen Referenzscanner (inEos X5,Sirona,Bensheim) gescannt und als STL File exportiert. In beiden Gruppen erfolgte die Bestimmung der relativen Veränderung der Unterkieferposition zum Oberkiefer in Form einer 4x4 Matrix aus welcher die Verschiebung in x-y-Richtung (Translation) und die Rotationsabweichung in einem gewählten Ursprungszentrum (Rotation) berechnet wurden. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS Statistics 22 (Friedmann Test,p<0,05).
Ergebnis: Die Translation des Unterkiefers betrug bei der konventionellen Methode 98,7±112,0 µm und 60,7±35,1 µm bei der digitalen Methode. Die Rotation des Unterkiefer betrug 0,23±0,25 ° bei der konventionellen Methode und 0,45±0,31 ° bei der digitalen Methode.
Schlussfolgerung: Es konnten keine signifikanten Unterschiede bei der Registrierung der relativen Unterkieferposition für die Translation zwischen digitaler intraoraler Registrierung und manueller extraoraler Zuordnung von OK und UK Gipsmodellen festgestellt werden. Bei der manuellen extraoralen Zuordnung von OK und UK Gipsmodellen lassen sich dagegen statistisch signifikant weniger Rotationsabweichungen feststellen.
11:30-11:45
Ziel:
In diesem Beitrag sollen die Bedeutung, die Möglichkeiten und Probleme beim Vergleich komplexer 3D Oberflächen dargestellt werden. Dabei wird auf verschiedene Auswertemethoden eingegangen, die speziell mit Fokus auf den Vergleich von dentalen Oberflächen hin entwickelt wurden.
Material und Methode:
Im Rahmen vieler Studien werden heutzutage 3D Vergleiche von digitalen Oberflächendaten durchgeführt. Dabei treten verschiedene Effekte und Grenzbedingungen auf, die das Ergebnis der Auswertung beeinflussen können. Es können unterschiedliche Verfahren zur Differenzberechnung angewendet werden, wie zum Beispiel Punkt-zu-Punkt oder Punkt-zu-Fläche Messungen. Diese Erfahrungen führten unter anderem auch zur Entwicklung einer neuen Auswertemethode, die speziell für den Vergleich dentaler 3D Oberflächen optimiert wurde. Der Ablauf dieser Auswertung ist in großem Masse automatisiert und beinhaltet für den Zahnarzt wichtige Werkzeuge. Jedoch müssen auch hier die Ergebnisse der Differenzmessung sehr genau evaluiert werden, um eine Fehlinterpretation zu vermeiden. Dazu zählen vor allem Randeffekte, unterschiedliche Auflösungen und die Messrichtungen.
Ergebnis und Schlussfolgerung:
Abweichungen von 3D Oberflächen können heute sehr einfach berechnet und dargestellt werden. Die metrische Beurteilung dieser Abweichungen ist jedoch von der Auswertemethode und der Berücksichtigung von Artefakten abhängig. Daher muss eine vollautomatisierte Routine kritisch hinterfragt werden und eine individuelle Beurteilung und Evaluation ist immer notwendig.
11:45-12:00
Ziel der Studie:
Die digitale Abformung wird immer mehr zu einem festen Bestandteil der heutigen Zahnheilkunde. Derzeit existieren jedoch nur wenige Studien die den Einfluss des gesamten digitalen Work-Flows auf die klinische Passgenauigkeit von dentalen Restaurationen untersuchen. Ziel dieser in-vivo Studie war daher die Randschlussgenauigkeit von Einzelkronen zu untersuchen, die auf Basis intraoraler Scans gefertigt wurden. Darüber hinaus wurden die digital gefertigten Kronen mit konventionell hergestellten Kronen verglichen.
Material und Methode:
Insgesamt wurden 49 Zähne von 24 Patienten für die Aufnahme von Vollkronen präpariert. Anschließend wurden jeweils Quadranten-Scans mit drei verschiedenen Intraoralscannern durchgeführt: Omnicam, Sirona, Deutschland (OM), CaraTrios, 3Shape/Kulzer Dental, Dänemark, Deutschland (CT) und True Definition Scanner, 3M Espe, USA (TD). Zusätzlich wurde eine konventionelle Korrekturabformung mit einem Vinyl-Polyether-Siloxan (Exa'lence, GC, Japan) angefertigt. Für jede einzelne Abformung wurde ein Zirkon-Käppchen gefräst und der jeweilige, klinische Randspalt anhand der Replica-Technik mit Hilfe eines Messmakroskops (M420, Leica, Deutschland) ermittelt. Zur statistischen Auswertung wurde auf Normalverteilung getestet (Kolgomorov Smirnov), zur weiteren Analyse wurde REML anstatt von ANOVA, aufgrund fehlender Werte durchgeführt. (SPSS 22)
Ergebnisse:
Fünf der49 Käppchen konnten nicht eingegliedert werden und daher nicht in die Studie mit einbezogen werden. Für die übrigen Restaurationen ergaben sich Randspaltgenauigkeiten von (Mittelwert ±Standartabweichung) 173µm±82µm (OM), 114µm±72µm (TD) und 153µm±110µm (CT). Für die Käppchen auf Basis der konventionellen Abformung ergab sich eine Genauigkeit von 129µm±59µm. Die Gruppe OM wich statistisch signifikant von den übrigen Gruppen ab (p<0.05). Außerdem konnte ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen TD und CT ermittelt werden (p<0.05)
Zusammenfassung:
Innerhalb der Grenzen dieser Studie kann geschlossen werden, dass Zirkon-Kronen auf Basis intraoraler Scans und konventioneller Abformung in Bezug auf ihre Randschlussgenauigkeit vergleichbar sind.
12:00-12:15
Mit dem Einsatz von augmented Reality Systemen läßt sich die zahnärztliche Aus- und Weiterbildung vollständig verändern. Gerade die Medizin bzw. Zahnmedizin lebt von dem "Sehen" wie ein Handgriff oder Eingriff ausgeführt wird. Auch die Interaktion von Ausbilder und dem Lernenden ist wichtig. An diesen Punkten setzt das augmented Reality System an. Kernstück des Systems bilden digitalen 3D Mikroskope die miteinander vernetzt sind. Durch diese digitalen Mikroskope wird exakt das Bild, das der Ausbilder tatsächlich sieht aufgenommen und kann an die Lehrenden weitergegeben werden. Der Lernende sieht also exakt das Bild, das der Lehrende auch sieht. Umgekehrt kann das System genauso eingesetzt werden. Mit dem Unterschied, daß der Ausbilder nicht nur ein Bild sieht, sondern die Darstellungen von allen im Kurs eingesetzten Systemen. Weiterhin hat der Lehrende jetzt nun die Möglichkeit auf jedes andere augmented Reality System zuzugreifen. Mittels Symbolen die im Bildbereich des Studierenden eingeblendet werden, hat der Ausbilder die Möglichkeit mit jedem Studierenden zu interagieren. So läßt sich die Behandlung sofort stoppen und man kann in das Sichtfeld des Studierenden Kommentare einzeichnen, damit dieser die Behandlung entsprechend ändern kann. Diese Art der Kommunikation ist also viel direkter und schneller als in der herkömmlichen Ausbildung. Auch werden die notwendigen Änderungen der Behandlung für den Studierenden leichter verständlich, da er sie im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen hat.
12:15-12:30
Was sind Schlüsselfaktoren erfolgreicher Positionierung als Spezialist?
Die Entwicklung der Zahnheilkunde schreitet rasant voran; waren vor Jahren die Begriffe Marketing und Positionierung mit dem Fachbereich Zahnmedizin eher selten verknüpft, so sind heutzutage auch solche "fachübergreifenden" Faktoren zunehmend wichtige Bestandteile zur Existenz-Sicherung selbstständigen zahnärztlichen Schaffens geworden.
Zusätzlich macht sich in Europa in allen Fachbereichen ein starker Trend zur Spezialisierung in Praxen und Kliniken bemerkbar.
Auch nach Abschluss eines Masterstudiums muss sich jeder zahnärztlich Tätige, der vor der Berufsentscheidung "Generalist oder Spezialist?" steht, sowohl mit den Schlüsselfaktoren erfolgreicher Positionierung als Spezialist als auch mit eigenanalytischen Fragestellungen beschäftigen - er muss sich im wahrsten Sinne des Wortes "neu positionieren".
Hier soll der Vortrag Denkanstöße und mögliche Lösungsansätze vermitteln.
Ganz aktuell ist zu diesem Thema mein Buch im Frühjahr 2015 im Quintessenz-Verlag (Berlin) erschienen:
Titel: "Vom Generalisten zum Spezialisten -
Positionierungs- und Kommunikationsstrategien für die zahnärztliche Praxis"
Posterpräsentationen
In den letzten Jahren gab es intensive Bemühungen, die methoden-und materialbedingten Fehlerquellen in Herstellung von konventionellem Zahnersatz zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund wurden scanbare Abformmaterialien entwickelt, um die mit der Modellherstellung verbundenen Fehlerquellen zu eliminieren. Das Ziel dieses Projektes war es daher, die Präzision von drei gängigen, scanbaren Abformmaterialien zu analysieren und miteinander zu vergleichen. Dazu wurden die aus dem Scan digitaler Abformungen erhaltenen Datensätze mit dem Datensatz eines Referenzurmodells verglichen.
Die untersuchten Abformmaterialen waren Identium (Kettenbach), Flexitime (Heraeus) und Aqium (Müller-Omicron). Alle Abformungen wurden von einem Urmodell angefertigt und in einer Universalprüfmaschine durchgeführt. Die Digitalisierung der Abformungen fand in 2 verschiedenen Dentallaboren statt und wurde mithilfe zweier Laborscanner (3Shape, Imetric) durchgeführt. Als Referenzdatensatz der in vitro Untersuchung wurde das Urmodell mittels des ATOS Core Präzisionsscanner (GOM) digitalisiert und im STL-Format gespeichert. Die Auswertung erfolgte mittels GOM-Inspect (GOM) über eine best-fit Analyse der Daten der Abformungen zum Referenzdatensatz.
Die untersuchten Abformmaterialien wiesen bei direkter Überlagerung mit dem Referenzdatensatz Abweichungen von 25.1±[5.1] bzw. 23.5±[4.7] für Identium; 24.4±[8.1] bzw. 25.0±[7.4] für Flexitime und 31.5±[6.0] bzw. 34.0±[7.5] für Aqium auf (positive/negative Abweichungen). Es ließ sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Scans der beiden Dentallabore erkennen (p > 0.05). Beim Vergleich der Abformmaterialien untereinander ließen sich statistisch signifikante Unterschiede zwischen Aqium gegenüber Identium und Flexitime nachweisen. Die größten Abweichungen von den Referenzdatensätzen zeigte Aqium mit ca.30 - 40µm.
Die in der vorliegenden Untersuchung ermittelten Daten für die Abweichungen vom Urmodell liegen für einige Abformmaterialien in einer Größenordnung von 20 µm bis 40 µm und somit in einem aus klinischer Sicht sehr guten Bereich für die Herstellung von prothetischen Restaurationen.
Digitale Abformungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Allerdings wird die Genauigkeit digitaler Abformungen ganzer Kiefer noch diskutiert. In wenigen Fällen wurden intraorale Scanner mit Laborscannern verglichen. Ziel dieser Untersuchung war es die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit digitaler Einzelzahnabformungen und Ganzkieferabformung zwischen Laborscannern und intraoralen Scannern zu vergleichen.
Ein Kunststoffmodell mit einem präparierten Zahn 26 wurde als Studienmodell verwendet und mit folgenden intraoralen Scannern jeweils 10 mal gescannt: 3D Progress (MHT S.P.A. (IT)), True Definition (3M ESPE (USA)), Trios (3Shape A/S (DNK)), CEREC AC Bluecam, CEREC Omnicam (Sirona Dental System (DE), Planscan (Planmeca (FIN)), sowie mit den Laborscannern: s600 ARTI (Zirkonzahn (IT)), Imetric Iscan D104 (CH), D900 (3Shape A/S (DNK)), Zfx Evolution (Zfx (DE)). Der Referenzscan wurde mit dem ATOS Core (GOM (DE)) durchgeführt. Die Auswertung der Scandaten erfolgte mit der Software Geomagic Verify, indem die digitalen Modelle mit dem best-fit Algorithmus über das digitale Referenzmodell gelagert wurden und die durchschnittlichen Abweichungen der Modelle zueinander berechnet wurden.
Die mittleren Abweichungen der Werte untereinander für die Einzelzahnabformungen bezüglich der Genauigkeit zum Referenzmodell betrugen minimal 10,2 ± 0,87 µm und maximal 54,6 ± 11,58 µm. Für die Abweichungen bei der Reproduzierbarkeit der Scans wurden für Einzahlzahnabformungen zwischen 8,4 ± 0,49 µm und 76,9 ± 11,04 µm gemessen. Bei den Ganzkieferscans ergaben sich für die Abweichungen vom Referenzmodell Werte zwischen 20,3 ± 4,13 µm und 213,5 ± 47,44 µm und für die Abweichungen der Reproduzierbarkeit der Werte untereinander minimal 17,8 ± 0,62 µm bis maximal 102,2 ± 8,06 µm. Zwischen den einzelnen Scannern bestanden hochsignifikante Unterschiede, wobei die Laborscanner insgesamt bessere Ergebnisse aufwiesen. Die intraoralen Scanner True Definition und Trios erreichten weitgehend die Präzision der Laborscanner.
Obwohl sich bei einzelnen Systemen (Planscan, 3D Progress) größere Ungenauigkeiten zeigten, haben intraorale Scanner durchaus das Potential die Genauigkeit von Laborscannern zu erreichen.
Einleitung: Digitale Abformungen haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Was die Genauigkeit intraoraler Scanner betrifft, kann allgemein gesagt werden, dass jene mit der Genauigkeit einer konventionellen Abformung vergleichbar, letzterer sogar eher überlegen ist wie es zahlreiche Untersuchungen bezüglich der Genauigkeit digitaler Abformungen in Bezug auf Einzelzahnrestaurationen bisher zeigen. Allerdings ist die Datenlage in Bezug auf die Darstellung größerer Kieferabschnitte (wie z.B. für die Herstellung größerer Restaurationen notwendig) bisher jedoch dürftig und darüber hinaus sehr widersprüchlich.
Ziel: Ziel dieser Studie war es daher, die mit intraoralen Scansystemen erreichbare Genauigkeit von Ganzkieferscans in einem in-vitro Setup zu ermitteln.
Material und Methode: Als Prüfkörper diente ein im Lasersinterverfahren hergestelltes Modell eines Oberkiefers aus einer Chrom-Kobalt-Molybdän-Legierung. Diesem wurden Metallkugeln im Durchmesser von 5mm jeweils auf die Eckzähne und zweiten Molaren aufgeklebt. Die Abstände der Kugeln wurden mit einer CNC-Messmaschine ermittelt und als Referenzdatei genommen. Anschließend wurden mit 3 verschiedenen Intraoralscannern je 10 Scans angefertigt. Diese waren CEREC AC mit Omnicam (Sirona), True Definition (3M Espe) und Cara (Heraeus). Die Kugelabstände wurden mit einer Software (GOM Inspect V.7.5) ausgemessen und mit der Referenzdatei verglichen. Anschließend erfolgte die statistische Auswertung.
Ergebnisse: Die Abstände der Kugeln betrugen zwischen Eckzahn und Molaren in einem Quadranten im Mittel von 18,4µm ± 9µm bis 462,3µm ± 12,4µm, im Frontzahnbereich (von Eckzahn zu Eckzahn) im Mittel 22,94µm ± 14,7 µm bis 423,8µm ± 20,2µm.
Zusammenfassung: Zusammenfassend ist festzustellen, dass teilweise signifikante Unterschiede (p<0,05) zwischen den einzelnen Scansystemen bestehen. Mit einzelnen digitalen Scansystemen, insbesondere Cara (Heraeus) und True Definition (3M Espe) lassen sich für Ganzkieferscans unter den für diese in vitro Untersuchung bestehenden Bedingungen Ergebnisse erzielen, die mit konventionellen Abformungen vergleichbar oder ihnen überlegen sind.
Symposium Arbeitskreis Epidemiologie, Public Health und Versorgungsforschung, Prof. Dr. Andreas Schulte
Arbeitskreis für Epidemiologie, Public Health und Versorgungsforschung (AK EPH)
09:00-09:15
Prof. Dr. Andreas Schulte
Begrüßung und Einführung
09:15-10:00
Prof. Dr. Katrin Hertrampf MPH
Nutzung des Krebsregisters für Schleswig-Holstein für die Planung einer Kampagne zur Früherkennung von oralen Karzinomen
10:00-10:45
Der Zugang zu digitalen Versorgungsdaten ermöglicht die Abbildung der Versorgungsrealität in bisher nicht gekanntem Umfang. Das Data Warehouse der Barmer GEK stand dem Autorenteam der Zahnreporte zur Verfügung, um die kassenzahnärztliche Versorgung in den Berichtsjahren im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse von anonymisierten Abrechnungsdaten darzustellen. Darüber hinaus war es möglich, für einzelne Behandlungen longitudinale Analysen der Outcomes über mehrere Jahre durchzuführen. Standardverfahren war dabei die Kaplan-Meier-Überlebenszeitanalyse mit Zielereignissen wie Extraktion und Re-Intervention. Während für endodontische Behandlungen Zeiträume von drei Jahren erfasst wurden, konnten diese für die Füllungstherapie bereits auf vier Jahre ausgedehnt werden. Die Limitationen von Abrechnungsdaten sind offensichtlich und bei der Interpretation zu beachten. Trotzdem ermöglichen die Ergebnisse auf der Basis von gewaltigen Zahlen - zum Beispiel mehr als 500.000 Wurzelfüllungen und 17 Millionen Füllungen - sehr wertvolle Schlussfolgerungen für die zahnärztliche Versorgung. Die Ergebnisse sind zudem dazu geeignet, die Diskrepanz zwischen den Outcomes in klinischen Studien und in der realen Versorgungswelt eindrucksvoll zu belegen.
10:45-11:30
Sekundärdaten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie ohne direkten Bezug zum primären Erhebungsanlass bzw. über ihren vorrangigen Verwendungszweck hinaus ausgewertet werden. Dazu gehören Daten aus der amtlichen Statistik, krankheitsbezogene Register, die zu anderen Zwecken erhobenen Primärdaten und die prozessproduzierten Routinedaten, die im Rahmen der Verwaltung, Leistungserbringung bzw. Kostenerstattung (z.B. bei der gesetzlichen Kranken-, Renten- oder Unfallversicherung) anfallen. Solche Daten gewinnen gerade in Zeiten zunehmender elektronischer Erfassung immer mehr an Bedeutung für die gesundheitsbezogene Forschung. Oft werden die grundlegenden Vorteile solcher Daten betont, nämlich dass sie z.B. die aktuelle Versorgungssituation abbilden, dass zusätzlicher Erhebungsaufwand entfällt und dass damit auch Studien zu sonst schwer für die Forschung erreichbaren Personengruppen (z.B. Kinder, Schwerstkranke oder Bewohner von Pflegeheimen) möglich werden. Auf der anderen Seite sind gerade Routinedaten durch ihren administrativen Charakter begrenzt, womit nur abrechnungsrelevante und nicht alle für Forschungszwecke interessanten Informationen (z. B. Gewicht, Rauchstatus, klinische Parameter) verfügbar sind. Der Vortrag soll anhand zahlreicher Beispiele einen Überblick über die vorhandenen Sekundärdaten im Gesundheitswesen, deren Analysemöglichkeiten aber auch deren grundlegende Limitationen für die (zahn-)medizinische Versorgungsforschung liefern.
11:30-12:15
Prof. Dr. Andreas Schulte
Podiumsdiskussion mit allen Referenten
12:15-12:30
Prof. Dr. Andreas Schulte
Fazit und Schlussbemerkungen
AK Ethno- und Paläozahnmedizin, Prof. Dr. Kurt Werner Alt
Arbeitskreis Ethno- und Paläozahnmedizin der DGZMK (AKEPZ)
13:30-14:15
Der demographische Wandel wird bei steigender Lebenserwartung den Arzt der Zukunft mit einer Gesellschaft konfrontieren, in der immer mehr ältere Menschen leben. Große Herausforderungen für alle Bereiche der Medizin. ZahnMedizin interdisziplinär, das Motto der diesjährigen Tagung, greift als Maßnahme vielleicht zu kurz? Genügt eine zweidimensionale, interdisziplinäre Betrachtung von Gesundheit und Krankheit, die primär auf eine Optimierung von Diagnostik und Therapie fokussiert ist, um der Medizin ein neues Gesicht zu geben? Neue Erkenntnisse aus der Epigenetik, der Genomforschung und der Neurobiologie werden unser Wissen über die Pathogenese und den Ursprung von Krankheiten in den nächsten Jahren revolutionieren. Es ist zu hoffen, dass wir damit die realen Ursachen von Krankheiten immer besser erkennen und verstehen. Um diesen Weg zu gehen wird es notwendig sein, die Medizin auf eine neue Basis zu stellen, ihr mehr als ein Update zu verpassen, sie stärker zu individualisieren, stets das Allerbeste für den Patienten anzustreben. Dies kann jedoch nur im Sinne einer transdisziplinären Medizin gelingen, die offen für alle medizinischen Ansätze ist, aber ein starkes Umdenken in vielen Bereichen der Medizin erfordert. Welche Bedeutung in diesem Kontext Zähne bzw. Zahnmedizin haben, wird Gegenstand des Vortrags sein. Den Fokus dabei bilden zwei essentielle Einflussbereiche auf die Life Quality: das menschliche Mikrobiom und die Knochenqualität.
14:15-15:00
Hinsichtlich der Bewertung der Maßstäbe von orofazialer Ästhetik bestehen in Abhängigkeit vom kulturellen Hintergrund und im Gegensatz zu modernen europäischen Vorstellungen auch gegenwärtig noch gewaltige Unterschiede zu Vorstellungen von indigenen und traditionellen Völkern. In ihrer oftmals archaischen "Parallelwelt" ist unsere moderne westlich geprägte und gesundheitsorientierte Vorstellung von Zahn-und Gesichtsästhetik oftmals bedeutungslos und deshalb nicht anwendbar. Es bestehen alte traditionelle Grenzen, die wir nicht so einfach überschreiten können. Schönheit wird dort oft ganz anders definiert. Rituelle Deformierungen bei Naturvölkern geben nicht nur Auskunft über den Rang des einzelnen in der Gemeinschaft, über Geschlecht, Alter und Aufgabe oder welche Initiationsphase bereits absolviert wurde, sondern auch über die Stammeszugehörigkeit. Ein aktuelles Beispiel dafür sind die Dinka und Nuer im Südsudan, die sich gegenseitig als Feinde anhand ihrer stammeseigenen Zahnlücken und Narbenmustern auf der Stirn erkennen und deshalb sogar bekämpfen. Obwohl es sich aus hiesiger Sicht eigentlich um Mutilationen handelt, die unserem medizinischen Ethos widersprechen, sind sie für viele traditionelle Völker als Symbol der Stammeszugehörigkeit dennoch sehr wichtig. Dazu zählen verschiedene rituelle Deformationsformen des Gebisses (Zuspitzung, Abrundung oder Amputation der Zahnkronen, Zacken- o. Lückenfeilung, Einschleifen von Mustern oder Dellen, Farbfeilungen, Schwarzfärben der Frontzähne, Ausbrechen einzelner Zähne, Verdrängen der Zähne aus ihrer Stellung, Metall- und Steineinlagen....) Eine besondere und oft lebensgefährliche Methode in Ostafrika stellen die vermeintlich therapeutischen Germektomien von Milcheckzahnwurzeln(sog.Ebino) bei fieberkranken Säuglingen und Kleinstkindern dar, die von Dorfheilern vorgenommen werden.
Auch im Gesicht und der Kopf-Hals- Region werden massive Manipulationen zwecks Verschönerung, optischer Verstärkung von Eigenschaften oder Verdeutlichung von Schmerzunempfindlichkeit vorgenommen. Beispiele dafür sind Holzpflöcke im Unterkiefer bei isolierten Amazonasindianern, gigantische Lippenteller bei den Surma in Äthiopien und schwere Halsspiralen aus Messing bei den Padaung in Burma. Durch Globalisierung und Migration kommen aktuell immer mehr Menschen auch aus indigenen und anderen Kulturkreisen mit ihren mythologischen und eigenen ästhetischen Vorstellungen und ethischen Normen nach Europa. Es ist daher empfehlenswert, dass Studierenden der Zahnmedizin/Medizin während ihrer Ausbildung auch Einblicke in das neue Fach EthnoZahnmedizin erhalten sollten.

Quintessenz Verlags-GmbH  ·  Ifenpfad 2-4  ·  12107 Berlin  ·  Tel.: 030/76180-5  ·  E-Mail: info@quintessenz.de