Logo Deutscher Zahnärztetag
Freitag, 8. Nov. 2013
Zeit: 09:30-09:40 Uhr
Ort: Forum, Analog

Einleitung

Mehr als 50% aller zahnmedizinischen Patienten sind heute multimorbide und multimedikamentiert. Unter einer Polypharmakotherapie treten Arzneimittelnebenwirkungen besonders häufig auf. In dieser Studie sollte ermittelt werden, mit welchen oralen Nebenwirkungen und Arzneimittelinteraktionen Zahnärzte bei den am häufigsten verordneten systemischen Arzneimitteln rechnen müssen.

Material und Methode

Das wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) erstellte eine Übersicht der 50 in Deutschland meistverordneten Arzneimittel des Jahres 2011 im GKV-Bereich. Für diese Arzneimittel wurden die zahnmedizinisch relevanten Nebenwirkungen anhand der Fachinformationen ermittelt und nach Häufigkeiten geordnet. Die in den Informationen genannten Arzneimittelinteraktionen wurden auf ihre Bedeutung für in der Zahnmedizin häufig verwendete Antibiotika, Analgetika und Lokalanästhetika geprüft.

Ergebnisse

Bei 625,4 Mio. Verordnungen im Jahr 2011 lag der Anteil der 50 am häufigsten verordneten Wirkstoffe bei 50,3%. 24 Wirkstoffe weisen orale Nebenwirkungen auf, wobei sieben Arzneimittel mehrere unerwünschte orale Wirkungen zeigen. Drei Wirkstoffe lösen "sehr häufig",zwölf "häufig" und elf "gelegentlich" orale Nebenwirkungen aus. Geschmacksstörungen und Mundtrockenheit treten am häufigsten auf. Wichtige Arzneimittelinteraktionen betreffen die systemische Adrenalinwirkung, das Blutungsrisiko und den Blutzuckerspiegel.Bestimmte Comedikationen (z.B. Erythromycin und Betablocker) können potentiell lebensbedrohlich sein.

Schlussfolgerungen

Obwohl die Einsatzgebiete für Pharmazeutika in der Zahnmedizin relativ überschaubar sind, wird der Zahnarzt in Zukunft gehäuft mit oralen Nebenwirkungen und Arzneimittelinteraktionen hausärztlich verordneter Medikamente konfrontiert werden. Diese Neben- und Wechselwirkungen muss der Zahnarzt kennen, um eine Risiko-Nutzen-Analyse seiner eigenen medikamentösen Therapie vornehmen zu können. Eine fundierte Medikamentenanamnese ist heute integraler Bestandteil der zahnärztlichen Diagnostik. Nur durch regelmäßige pharmakologische Fortbildungen kann die Qualität der zahnärztlichen Arzneimittelverordnung gewährleistet bleiben.

 
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