Logo Deutscher Zahnärztetag
Samstag, 9. Nov. 2013
Zeit: 12:00-12:30 Uhr
Ort: CC, Illusion
Ebene/Etage: C3

Zahnärztliche Behandlungen, insbesondere operative Eingriffe in der Mundhöhle, sind in sehr viel höherem Ausmaß als früher durch die Limitation aufgrund von Allgemeinerkrankungen und / oder systemischen Medikationen geprägt. Die vor mehr als 10 Jahren noch gänzlich unbekannte Problematik von Bisphosphonat-Medikation und Kiefernekrosen, zwischenzeitlich sprichwörtlich "in aller Munde" der Kollegen, ist ein gutes Beispiel für die situative Präsenz übergeordneter Krankheit für viele zahnärztliche Maßnahmen. Wenn man den Blick auf die allgemeine Frage des Lebensalters und die Komplikationsdichte wendet, ertappt man sich dabei, dass man unwillkürlich zuerst an das höhere Lebensalter und erst dann an Kinder und Jugendliche denkt.

Begrenzt man gedanklich die Begrifflichkeit "Komplikation" auf organische Nebenwirkungen und Risiken ein und lässt die möglichen psychischen Folgen außer Acht, steht beim kindlichen und jugendlichen Patienten als lebensalterabhängige Risikokonstellation das noch nicht abgeschlossene Wachstum im Vordergrund. Typisches Beispiel ist dabei die Implantation vor Ende des Kieferwachstums mit dem relevanten Risiko der Weiterentwicklung von Zahn- und Kieferbogen und dem Sistieren des Implantates mit progredienter relativer Fehlstellung im Laufe der Zeit. Umfängliche Operationen oder auch Verletzungen können zu einer ausgedehnten Wachstumshemmung Anlass geben, wie diese bei der Operation von Lippen-Kiefer-Gaumenspalt-Trägern seit vielen Jahren diskutiert wird.

Sehr viel komplexer und mannigfaltiger ist die Situation beim höheren und hohen Lebensalter. Hier sieht man einerseits altersbedingte Änderungen der Stoffwechsellage und der Organfunktionen (insbesondere Niere und Leber), die sich - mit individuell unterschiedlicher Ausprägung - chronologisch entwickeln und somit alle Patienten betreffen. Diese haben insbesondere Einfluss auf das medikamentöse Management (von der Lokalanästhesie bis zur Verschreibung von Antibiotika u.v.a.). Andererseits besteht eine altersabhängige Häufigkeit von Allgemeinerkrankungen oder Dauermedikationen, die sozusagen als statistische Wahrscheinlichkeit epidemiologisch nachweisbar sind, aber dennoch in der individuellen Anamnese zu erheben sind.

Abschließend gilt es, die Begrifflichkeit der Komplikationsdichte einzugrenzen. Hier hilft eine semantische Einteilung aus der klinischen Pharmakologie weiter, die bei Medikamenten-Nebenwirkungen von "sehr häufig" bei 1:10 Fällen (10 %), von "häufig" bei 1:100 Fällen (1 %), von "gelegentlich" bei 1:1.000 (0,1 %), von "selten" bei 1:10.000 (0,01 %) und von "sehr selten" bei < 1:10.000 (< 0,01 %) spricht.

 
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