Deutscher Zahnärztetag 2012


Prof. Dr. Dr. Peter Proff (Regensburg) Regeneration durch Extrusion
Freitag, 9. November 2012 Zeit: 11:30-12:00 Uhr Ort: CC, Harmonie Ebene/Etage: C2 Das stomatognathe System ist als biokybernetischer Regelkreis mit einer Vielzahl von Stellgrößen zu betrachten, dessen Erhaltung und Wiederherstellung primäre Aufgabe der Zahnheilkunde ist. Der ursprünglich in der Designlehre geprägte Begriff "form follows function" spiegelt die statischen und dynamischen Zusammenhänge der einzelnen Komponenten. Die Zähne stehen über den Zahnhalteapparat in funktioneller Verbindung mit dem Alveolarknochen und beide wiederum unterliegen dem Einfluss der Primärfunktionen wie Atmen, Kauen, Schlucken und damit auch dem formativen Einfluss der Weichgewebe. Kieferorthopädisch betrachtet kann durch Extrusion von Zähnen bzw. Wurzelresten verloren gegangener Alveolarfortsatz präimplantologisch wieder entwickelt werden oder durch Extrusion traumatisch oder kariös zerstörter Zähne die prothetische Ausgangssituation bzw. Versorgbarkeit der Zähne ermöglicht werden. Im weiteren Sinne kann durch kieferorthopädische Mobilisation und Einstellung impaktierter Zähne Alveolarfortsatz bzw. Alveolarknochen "regeneriert" werden und insbesondere altersabhängig die Vertikalentwicklung der skelettalen Strukturen normalisiert werden. Eine entsprechende differentialdiagnostische Betrachtung dieser Zahneruptionsstörungen im Hinblick auf lokale, systemische oder primäre Störungen ist dabei obligat. Vor dem Hintergrund funktioneller Zusammenhänge ist in besonderem Maße auch die differenzierte Therapie des offenen Bisses zu nennen. Die Kieferorthopädie verfügt mittlerweile über ein breites Instrumentarium und fungiert auch hier als Mittler bei interdisziplinären Lösungsansätzen. Im Vortrag sollen auf der Grundlage der funktionellen und statischen Zusammenhänge im stomatognathen System die Möglichkeiten und Grenzen einer Regeneration durch Extrusion dargestellt und diskutiert werden.

Regeneration durch Extrusion