Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel (Bochum)

Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel (Bochum)

Risikoanalyse Weisheitszahnentfernung

 
Die Problematik retinierter Weisheitszähne betrifft bei einer Prävalenz von über 80% den größten Teil der europäischen Bevölkerung. Entsprechend zählt die operative Weisheitszahnentfernung mit über 1.000.000 chirurgischen Eingriffen pro Jahr allein in Deutschland zu den häufigsten Operationen überhaupt.
Trotz dieser hohen Behandlungsdichte hat eine langjährige, ausgesprochen kontroverse wissenschaftliche Diskussion mit unterschiedlichsten Empfehlungen in der Literatur aber auch erheblichen Diskrepanzen in internationalen Leitlinien zu einer deutlichen Verunsicherung in der Therapieentscheidung und manchmal auch in der forensischen Aufarbeitung von Komplikationen geführt.

Im Referat sollen daher die wesentlichen und für die Therapieentscheidung erheblichen Risiken der Weisheitszahnentfernung aber auch des Belassens erläutert und gewichtet werden. Hierbei wird gezeigt, dass perikoronare Pathologien und die Folgen der Retention für parodontale Strukturen der benachbarten Zähne heute die wesentlichen Risiken belassener Weisheitszähne darstellen. Anschließend werden die Möglichkeiten der präoperativen Risikoabschätzung und der Verminderung operativer Risiken diskutiert.

Aus der Analyse der Erkenntnisse der vergangenen Jahre ergibt sich im wesentlichen, dass die bisherige strikte Trennung der Indikationen im Sinne einer prophylaktischen und therapeutischen Weisheitszahnentfernung auf der Basis klinischer und nativ-radiologischer Befunde nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Auch wenn der Stellenwert neuer diagnostischer und therapeutischer Verfahren hinsichtlich der konkreten Verminderung operativer Risiken noch nicht abschließend bewertet werden kann, ist insgesamt plausibel anzunehmen, dass die therapeutischen Risiken zukünftig besser beherrscht werden können.
 
 
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