Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle (Heidelberg)

Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle (Heidelberg)

Komplementäre Behandlungsmethoden – kritische Wertung

 
Sowohl die so genannte Schulmedizin als auch die Komplementärmedizin beanspruchen für sich eine umfassende Würdigung eines Patienten. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen diesen Richtungen. In dem Vortrag wird zunächst beleuchtet, wie sich die Ganzheitsmodelle eines Menschen seitens der klassischen Homöopathie (als Vertreterin der Komplementärmedizin) von den Ganzheitsmodellen seitens der schulmedizinischen psychosozialen Fächer voneinander unterscheiden. Zuweilen werben Vertreter unkonventioneller Verfahren für ihre Behandlungskonzepte unter der Devise "Heilen ohne Nebenwirkungen". Bei kritischer Betrachtung werden allerdings mitunter erhebliche Folgeschäden nach komplementär-medizinisch motivierten Eingriffen sichtbar, ohne dass sich die medizinischen Ausgangsprobleme entscheidend gebessert hätten. Dies ist umso gravierender, als Patienten gerade von dieser Seite eine "natürliche", "sanfte" und "schonende" Behandlung erwarten. Im Zusammenhang mit einer postulierten Unverträglichkeit gegenüber Dentalmaterialien oder unter den Stichworten "Herdsanierung" und "Entgiftung" werden bei Patienten auf der Grundlage umstrittener Testmethoden manchmal intakte zahnärztliche Restaurationen ausgetauscht, strategisch wichtige, erhaltungswürdige Zähne extrahiert oder gar Kieferknochen ausgefräst. Als besonders problematisch und deshalb für den Patienten gefährlich erweisen sich dabei nach aktuellem Kenntnisstand sogenannte bioenergetische Methoden wie zum Beispiel die Elektroakupunktur nach Voll (EAV), die Bioresonanztherapie oder auch die Applied Kinesiology. Die nach solchen Tests vorgenommenen stark invasiven Eingriffe können in Einzelfällen bis hin zu ausgedehnten Gebissverstümmelungen führen, die nachfolgend umfangreiche zahnärztliche Rekonstruktionen erforderlich machen. Es gibt inzwischen zu einigen komplementärmedizinischen Verfahren aussagekräftige Studien, die in dem Vortrag vorgestellt werden.
 
 
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