Prof. Dr. Elmar Hellwig (Freiburg) Risikoadaptierte Kariesprophylaxe |
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Karies ist nach wie vor ein Problem in allen Altersgruppen. Somit müssen nach wie vor erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die Entstehung einer Karies zu vermeiden oder die Kariesprogression zu verhindern. Als evidenzbasierte Methoden stehen für eine adäquate Kariesprävention Fluoridierungsmaßnahmen und die mechanische Beseitigung des mikrobiellen Biofilms zur Verfügung. Im Rahmen einer risikoorientierten Kariesprävention wird heute auch die Verwendung von chlorhexidinhaltigen Lacken und Gelen empfohlen. Die wissenschaftliche Evidenz aus klinischen Studien für eine allgemeine kariespräventive Wirksamkeit derartiger Präparate ist jedoch eher gering. Während es für die Hemmung der Übertragung von Streptococcus mutans von Müttern auf Kinder und für die Suppression des Keimes beim Zahndurchbruch bleibender Zähne wissenschaftliche Beweise gibt, ist die nachhaltige Effektivität von Chlorhexidinbehandlungen für das gesamte Gebiss nicht wissenschaftlich abgesichert. Ähnlich verhält es sich mit unterstützenden Maßnahmen wie der Verwendung von xylithaltigen Kaugummis und der Anwendung von Präparaten, die Recaldent (Caseinphosphopeptid - amorphes Kalziumphosphat) enthalten. Unter speziellen Untersuchungsbedingungen lassen sich für beide Substanzen karieshemmende bzw. remineralisationsfördernde Wirkungen erkennen. Die wissenschaftliche Evidenz aus sorgfältig durchgeführten, klinischen Studien ist aber noch sehr dürftig. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass zahlreiche Methoden, die zur Kariesprävention empfohlen werden, auf Studien oder Einzelfalldarstellungen basieren, die ein uneinheitliches Bild ergeben. Die oben genannten Basismaßnahmen müssen durch individuell zugeschnittene, individualprophylaktische Maßnahmen ergänzt werden. Dazu bedarf es aber einer guten Compliance des Patienten und regelmäßiger Diagnostik. Insofern sind auch regelmäßige Zahnarztbesuche und in individuell abzustimmenden Zeitabständen Röntgenaufnahmen unabdingbar, um beginnende Zahnschäden rechtzeitig zu erkennen und möglichst noch in einem initialen Stadium aufzuhalten. |
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