Logo Deutscher Zahnärztetag Univ.-Prof. Dr. Gerwin Arnetzl (Graz)

Univ.-Prof. Dr. Gerwin Arnetzl (Graz)

Risiko Pflegebedürftigkeit

 
Wie alt wollen wir werden? Wie alt werden wir? Mit welcher Lebensqualität wollen wir alt werden? Fragen, die sich relativ einfach beantworten lassen. Auch das Faktum, dass wir möglichst mit eigenen Zähnen, respektive mit unseren hochwertigen Restaurationen und Implantaten ins hohe Alter gehen wollen, ist weitgehend unbestritten.
Risikobereiche auf diesem Wege sind allgemeinmedizinisch zahlreich vorhanden. Die Chance, in die Pflegebedürftigkeit zu geraten, ist gegeben und damit eine Frage, die sich jede älter werdende Person vielleicht schon gestellt hat: Wie wird die Situation sein, wenn ich pflegebedürftig bin? Wie wird die Umgebung, das Essen, das Personal, der Tagesablauf sein? Was wird aus meinen Zähnen, Restaurationen und Implantatversorgungen?

Mundbezogen tritt hier der Hochrisikofall Pflegebedürftigkeit ein.

Mit zunehmenden Alter wird bei institutionalisierten Personen die Frequenz der Beanspruchung von Allgemeinmedizinern und Spezialisten größer – in dem gleichen Maße nimmt jedoch die Inanspruchnahme des Zahnarztes ab.
Regelmäßige Dentalhygiene in der zahnärztlichen Ordination, durchgeführt durch die ausgebildete zahnärztliche Assistenz, ist als Standard für gesunde Zähne und zum Erhalt jedweder restaurativen Versorgung definiert. Mundhygiene - selbstverständlich, aber von wem? Der Mundhygienezustand unserer pflegebedürftigen Senioren ist weitgehend erschreckend, wie wir im Rahmen einer breitangelegten Studie über 2 Jahre in der Steiermark feststellen mussten, ebenso wie der Wissensstand des dafür zuständigen Pflegepersonals.

Für Restaurationen, komplexe teilprothetische Versorgungen und Implantate ist keine Altersgrenze definiert. Die Problematik, die sich dadurch bei betreuungsbedürftigen Personen (Depression, Schlaganfall, Demenz u. dgl.) ergibt, ist nicht gelöst. Der Demenzerkrankte mit akuter Pulpitis oder der Schlaganfallpatient mit Periimplantitis sind noch nicht allzu oft in unserer täglichen Befassung präsent geworden. Mit der steigenden Lebenserwartung und zunehmend höherem zahnärztlichen Versorgungsgrad unserer Bevölkerung müssen wir Betreuungssysteme anbieten, die nicht nur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene definiert sind, sondern sämtliche Altersgruppen umfassen. Vor allem in der Ausbildung im Pflegebereich und den Pflegeprotokollen sind die geänderten Situationen zu berücksichtigen und rechtzeitig darauf bedacht zu nehmen.
 
 
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