Ästhetische Zahnheilkunde – Dienstleistung oder Notwendigkeit?

Seit 2005 ist die "Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde" Mitglied der "Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde". Damit ist die "Ästhetische Zahnheilkunde" als Querschnittsdisziplin der oralen Medizin anerkannt. Dies ist ein großer Erfolg für ein so umstrittenes Fach, aber es bringt auch Verpflichtungen mit sich. Wie bei allen medizinischen Methoden stellt sich die Frage, ob es wissenschaftliche Belege für die Notwendigkeit und Wirksamkeit ästhetischer Zahnheilkunde gibt. Bisher finden sich weder in der englischsprachigen, noch in der deutschen Literatur Studien zu diesem Thema. Die Frage, ob die angestrebte Verbesserung der orofacialen Ästhetik Auswirkungen auf die Gesundheit hat und ob Mängel dieser Ästhetik therapiebedürftige Krankheiten sind, ist wissenschaftlich noch nie untersucht worden.

Es wird ein Verfahren vorgestellt, das unter Verwendung evaluierter Instrumente Antwort auf folgende Fragestellungen geben soll:
1.Verursachen Mängel der orofacialen Ästhetik physisches oder psychisches Leiden?
2.Sind solche Mängel objektivierbar, oder sind sie Ergebnisse falscher Selbsteinschätzung?
3.Haben zahnmedizinische Interventionen Aussicht auf dauerhafte Verbesserung?
4.Sind psychologische oder psychiatrische Methoden notwendige oder sinnvolle Therapie?

Die ästhetische Zahnheilkunde war und ist oft harter Kritik ausgesetzt. Sie sei selbstverständlicher Teil zahnärztlichen Handelns, das weder besondere Kenntnisse noch besondere Fähigkeiten erfordere. Sie sei ethisch unvertretbar, da sie eine angebotsinduzierte Nachfrage befriedige, die sie selbst verursache. Sie sei in der Regel als Überversorgung anzusehen und sie verursache erhebliche Kosten bei den Versicherungssystemen, die in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen stehen. Die orale Medizin muss sich diesen Fragen insgesamt stellen, es sei nur an den Bericht DIMDI-DAHTA (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information – Deutsche Agentur für Health Technology Assesment) erinnert, der das Fehlen wissenschaftlicher Nachweise für die Notwendigkeit und den Nutzen der Kieferorthopädie feststellt.

Von allen Fächern der oralen Medizin ist die ästhetische Zahnheilkunde am häufigsten Ziel der Kritik. Sie wird als "Life-Style-Medizin" verstanden und oft genug in die Nähe modeabhängiger Kosmetik gerückt. Sie muss sich selbst kritisch hinterfragen und den wissenschaftlichen Beweis liefern, dass sie sich mit Erkrankung befasst, dass sie das „Heilen“ zum Ziel hat. Die Untersuchung wird von der DGZMK gefördert.

Sonnabend, 13. November 2010
Zeit: 9:30-10:00 Uhr
Ort: Maritim, Maritim II
Ebene/Etage: C1
Dr. Hans-Otto Bermann

Dr. Hans-Otto Bermann 
 
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