Logo Deutscher Zahnärztetag
Samstag, 9. Nov. 2013
Zeit: 11:30-12:00 Uhr
Ort: CC, Illusion
Ebene/Etage: C3

In der Entwicklung eines Menschen hat die orale Region eine große Bedeutung. Freud (1856-1939, Begründer der Psychoanalyse) charakterisiert das erste Lebensjahr mit dem Begriff der oralen Phase. Während dieser Phase stellt der Mund die fast einzige Möglichkeit für den Säugling dar, Kontakt mit der Umwelt aufzunehmen. Fremde Objekte werden mit dem Mund "erfasst". Dieses setzt ein großes Urvertrauen voraus. Eine Täuschung kann fatale Folgen haben. Wie prägend diese Phase sein kann, wird durch Sprichworte wie "nicht alles schlucken wollen", "auf etwas pfeifen" oder "vor Wut auf die Zähne beißen" treffend vom Volksmund ausgedrückt. Auch in späteren Lebensabschnitten ist die Mundregion von großer Bedeutung. So konnte Bischoff (Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg) auf der Basis einer Befragung von Führungskräften feststellen, dass mehr als 20% der Überzeugung waren, dass orofaziale Aspekte der äußeren Erscheinung wie symmetrische Gesichtszüge, eine harmonische Zahnreihe und weiße Zähne Einfluss auf die Karriere hatten. Bedenkt man andererseits, dass Zunge, Zähne und Lippen sensorisch wie motorisch überproportional innerviert sind, dann wird deutlich, dass diese Region unvergleichbar empfindlich für Sinnesreize ist und motorisch einer hochkomplexen Steuerung unterliegt. Damit ist sie aber auch in besonderem Maße anfällig für Störungen jeder Art und stellt vielfach das "Zielorgan" unterschiedlicher psychosomatischer Störungen dar. In diesem Kontext müssen Befunde und Behandlungswünsche der Betroffenen gesehen werden. Nur so besteht die Chance Zahnhartsubstanzverluste und -schäden, Mundschleimhautveränderungen, restaurative Maßnahmen und funktionelle Befunde angemessen zu diagnostizieren und therapieren.

 
Copyright © 2010-2013 Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin