Logo Deutscher Zahnärztetag
Freitag, 8. Nov. 2013
Zeit: 16:00-16:30 Uhr
Ort: CC, Illusion
Ebene/Etage: C3

Diabetes mellitus und Parodontitis - assoziierte Erkrankungen (nicht nur) geriatrischer Patienten

Bereits Neumann beschrieb 1920 bei Diabetikern eine ausgeprägte alveoläre Pyorrhöe, i.e. eine purulente Parodontitis. Zu einer Zeit wenig entwickelter antidiabetischer bzw. parodontaler Therapie, waren die Symptome beider Erkrankungen bei den meisten Patienten klinisch besonders eindrucksvoll.

Heute werden drei Hauptformen des Diabetes mellitus (DM) unterschieden: DM Typ 1, der unbehandelt, d.h. ohne Insulinsubstitution tödlich verläuft, der häufigere DM Typ 2 mit relativem Insulinmangel sowie der Schwangerschaftsdiabetes. Die Internationale Diabetesgesellschaft (www.idf.org) prognostizierte 2012 für Deutschland eine Gesamtprävalenzen aller Altersgruppen von 10-12%, mit einer Latenzzahl von ca. 2,1Mio. Vor dem Hintergrund der Chronizität dieser Grunderkrankung sind die Patienten neben der Kontrolle häuslicher Gewohnheiten und Lebensumstände auf professionelle diabetologische/endokrinologische Unterstützung und Einstellung angewiesen.

Liegen nach der 4. Mundgesundheitsstudie (DMS IV, 2005) CPI-Prävalenzdaten der Parodontitiden in der Kohorte der 35-44 Jährigen bei ca. 53% (Grad 3), steigt diese Zahl im höheren Alter (65-74 Jahre) auf etwa 88% an (CPI-Grade 3 und 4).
Nach Diagnostik können durch eine anti-infektiöse Parodontitistherapie sowie gezielte Maßnahmen der Reinfektionsprävention, unabhängig von Diabetes mellitus, Sondierungsblutung (SB), Exsudation (Pus) und Sondierungstiefen (ST) deutlich reduziert werden, so dass parodontale Taschen mitunter ausheilen. Insbesondere eine kontinuierliche, unterstützende Parodontitistherapie (UPT) verbessert das Behandlungsergebnis nachhaltig.
Studien belegten, dass neben der Ausheilung von Lokalbefunden die Parodontitistherapie mittelbaren Einfluss auf die systemische Stoffwechselsituation bei DM hat, so z.B. der Langzeitparameter für diabetologische Einstellung (glykiertes Hämoglobin, HbA1c) gesenkt wird. Ein entgleister HbA1c begünstigt neben anderen Erkrankungen z.B. das Auftreten von Zentral- bzw. Herz-Kreislaufereignissen (TIA, KHK, Infarkt, Schlaganfall). Daher bedeutet eine Senkung des HbA1c-Wertes einen Vorteil für den Patienten und eine systematische Parodontitistherapie wird das Maß der HbA1c-Senkung effektiv beeinflussen.

Grundsätzlich sollen die betreuenden Ärzte/Diabetologen/Endokinologen/Internisten und Zahnärzte partnerschaftlich die Behandlung eines Patienten mit Diabetes und Parodontitis planen, koordinieren und durchführen. Ein geeignetes Monitoring erlaubt nicht nur die Kontrolle des Patienten (chair side) sondern dient auch als Information für Patient und Arzt. Risikosituationen werden vermieden und ein bidirektionaler Behandlungserfolg gesichert.

 
Copyright © 2010-2013 Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin