Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Wilhelm Niedermeier (Köln)
Prof. Dr. Wilhelm Niedermeier (Köln)

Halitosis im Spiegel von Speichelfluss und Korrosion

Samstag, 10. November 2012
Zeit: 14:00-14:45 Uhr
Ort: Forum, Analog
Ebene/Etage: 0

Schlechter Atem beeinträchtigt die zwischenmenschliche Kommunikation und erwirbt damit hochgradige psychosoziale Relevanz. Auf der Suche nach möglichen Ursachenfaktoren für diese Störung werden meist unzureichende Mundhygiene oder Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts angeführt und andere Störungen weitgehend außer Acht gelassen.

So ist beispielsweise hinlänglich bekannt, dass Mundtrockenheit zu einem Mangel an autonomer Reinigung der oralen Gewebe führt und damit Gärungsprozesse in Gang kommen, die bei hinreichendem Speichelfluss keinerlei pathogenetische Bedeutung haben. Auch weist menschlicher Speichel mitunter und bei bestimmten Erkrankungen sogar erhebliche Schwankungen in seiner Zusammensetzung auf, wobei chemisch oder enzymatisch induziert, bestimmte Bestandteile "abgeatmet" werden und damit schlechten Atem erzeugen. So wird auch seit jeher von erfahrenen Medizinern die "Atemluftdiagnostik" angewandt, die zur Entwicklung von gaschromatographischen Methoden in der medizinischen Diagnostik führte.

Es ist auch hinlänglich bekannt, dass Korrosion von bestimmten Stoffen in der Mundhöhle einen „schlechten Geschmack“ erzeugt, der außerhalb der Mundhöhle auch zu "riechen" ist. Bereits 1879 (!) wurde von H. S. CHASE auf diese Zusammenhänge hingewiesen. Von elektrochemischer Korrosion sind dabei nicht nur metallische oder anorganische Werkstoffe in der Mundhöhle betroffen; auch Zahnbestandteile, Schleimhaut und Speisereste werden bei hinreichenden Potenzialdifferenzen korrosiv zersetzt. Hier kommt es zur Apoptose von Zellen sowie zur Degradation und Zersetzung von Proteinen und damit zur Bildung von flüchtigen Schwefelverbindungen, die als "übel riechend" wahrgenommen werden. Auch hier spielt der Speichelfluss eine maßgebliche Rolle, da ohne Elektrolyt keine Korrosion möglich ist, und genügender Speichelfluss korrodierte Stoffe in den Verdauungstrakt abtransportiert, bevor sie lokal halitogenetisch relevant werden.

Zusammenhänge zwischen der Fließrate und Zusammensetzung des Speichels, deren Auswirkungen auf korrosive Vorgänge in der Mundhöhle und auf das Entstehen gasförmiger halitogenetischer Substanzen werden durch eigene Untersuchungsergebnisse belegt und diskutiert.
 
 
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