Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Michael Noack (Köln)

Prof. Dr. Michael Noack (Köln)

Parodontalerkrankungen als Risiko für Allgemeinerkrankungen?

 
In den letzten Jahren wurde vermehrt darüber diskutiert, inwieweit entzündliche Prozesse in der Mundhöhle und insbesondere Parodontalerkrankungen einen Einfluss auf die Allgemeingesundheit haben. Aus Sicht der Patienten stellen sich die Fragen, welchen systemischen Nutzen eine Parodontalbehandlung haben kann oder ob es sich lohnt, auf stark belastete Zähne zu verzichten, um das Risiko für bestehende Allgemeinerkrankungen nicht zu erhöhen.

Besonders bei Risikopatienten aus den Bereichen Gefäß- und Herzerkrankungen, Rheumatologie, Diabetes und Gynäkologie muss im Sinne der Prävention ein hohes Augenmerk auf eine frühzeitige Diagnostik gelegt werden. Folgt man den epidemiologischen Daten, Metaanalysen und Modellversuchen gibt es immer mehr Indizien für einen möglichen Einfluss der Mundhöhle auf den restlichen Körper. Allerdings stehen uns noch nicht genug Daten über Interventionsstudien zur Verfügung, mit denen gezeigt werden kann, dass eine Parodontalbehandlung auch die systemische Gesundheit verbessert, was letztendlich der Beweis für Kausalität ist. Belastbare Daten zeigen lediglich, dass eine parodontale Infektion zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt und auch die Komplikationen bei Diabetes mellitus Patienten erhöht. Dabei steigt der mittlere Blutzuckerwert des HbA1c-Wert mit zunehmenden Taschentiefen und konnte sogar durch eine Parodontaltherapie wieder gesenkt werden.

Deutlich betont werden muss aber, dass es für eine Extraktionstherapie bisher keinerlei Nachweis gibt, dass sich daraus ein medizinischer Nutzen oder gar eine Verbesserung des Allgemeinzustandes ergibt, während die Extraktion messbare Folgen in der Mundhöhle und die Lebensqualität der Patienten nach sich zieht.
 
 
Copyright © 2011 Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin