Klinische Verbundforschung – politische und wissenschaftliche Rahmenbedingungen

Hintergrund: Der Bedarf an Forschungsinfrastruktur in der Zahn, Mund und Kieferklinik der Universitätsmedizin Göttingen steht im Mittelpunkt einer Studie der Abt. Medizinische Informatik. Ziel ist es, die ZMK auf Projekte der modernen medizinischen Verbundforschung infrastrukturell vorzubereiten. Dies betrifft vorwiegend den Einsatz moderner IT-Verfahren. Ausgangspunkt dieser Betrachtungen sind die Ergebnisse der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung in Berlin, die 1999 als Telematikplattform medizinischer Forschungsnetze (TMF) durch den BMBF gegründet worden war (1). Um die allgemeinen Entwicklungen aus der Arbeit der TMF mit den konkreten Bedürfnissen der Forschungsaktivitäten in der Göttinger ZMK abzustimmen wurde im Rahmen eine Promotionsarbeit eine Bestandsaufnahme vorgenommen (2). Parallel dazu wurde die IT Planung für die klinische Unterstützung aktualisiert.

Wichtige Ergebnisse dieser Untersuchungen waren, dass die bisher laufenden hochwertigen Forschungsprozesse eher kleinräumig angelegt sind und kaum aufwändiger Strukturen bedürfen – gleichwohl aber der Bedarf klar in diese Richtung zeigt – ähnlich wie bei allen anderen klinischen Fächern. Aufgrund der Ergebnisse wird seit 2010 eine Standard IT-Plattform für die ZMK konzipiert, die aus folgenden Komponenten besteht:

  • Einheitliches datenschutzgeprüftes Identitätsmanagement für alle Forschungsmaterialien
  • Zertifizierte Studiendatenbank für die Akquise klinischer Daten einschließlich Export Funktion
  • Bilddatenbank und Biomaterialbank nach international üblichen Qualitätsstandards
  • Langzeitarchivierung und Veröffentlichung der Forschungsergebnisse.

Zur Realisierung dienen im wesentlichen Tools der zertifizierten Studiensoftware SecuTrial der IAS aus Berlin.

Diskussion: Der Stand in Göttingen wird mit anderen Einrichtungen und veröffentlichten Ergebnissen verglichen. Dabei stellt sich heraus, dass bisher kaum entsprechende Aktivitäten in Deutschland berichtet worden sind. Bisher scheinen die ZMK-Kliniken der Universitätsmedizin vorwiegend in den tradierten Infrastrukturen zu arbeiten. Das Göttinger Team sucht deshalb den aktiven Austausch mit ähnlichen Projekten an anderer Stelle.

Ausblick: Der Aufbau einer IT-basierten Forschungsplattform benötigt etwa ein Jahre – allerdings dauert es oft erheblich länger, bis die Forscher einer Einrichtung Zeit und Interesse gefunden haben, das Angebot zu prüfen, zu erlernen und für ihre Belange einzusetzen. Während dieser Zeit ist der Nutzen noch beschränkte – trotzdem ist Wartungsaufwand und Motivationsarbeit zu leisten. Erst nach etwa 5 Jahren ist erkennbar, inwieweit all diese Aktivitäten und Strukturen die Forschungsaktivitäten beflügeln konnten.

Quellen: (1) TMF: Jahresbericht 2009, Berlin 2010; 2. Fleuter, Martin: Promotionsvorhaben

Freitag, 12. November 2010
Zeit: 9:00-9:45 Uhr
Ort: Forum, Konstant
Ebene/Etage: C
Prof. Dr. Otto Rienhoff

Prof. Dr. Otto Rienhoff 
 
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