Lebensqualitätsforschung – Versorgungsforschung

Ressourcen im Gesundheitswesen sind knapp und ein effizienter Einsatz ist notwendig. Voraussetzung für rationale Entscheidungen sind fundierte Kenntnisse über den Versorgungsalltag. Der Begriff Gesundheitsversorgung schließt neben allen Formen der Krankenversorgung auch alle Formen der Prävention und Gesundheitsförderung ein. Informationen über die Versorgungsrealität und den tatsächlichen Ressourceneinsatz in deutschen ärztlichen- und zahnärztlichen Praxen sowie Krankenhäusern liefert die Versorgungsforschung. Sie bildet Über-, Unter- und Fehlversorgung ab und ist damit zur Stützung gesundheitspolitischer Entscheidungen geeignet.  Mit Hilfe der Versorgungsforschung kann der Nutzen von Therapien in der Versorgungsrealität dargestellt und analysiert  werden. Hier grenzt sich die Versorgungsforschung klar von klinischen Studien ab, die die Versorgungsrealität aufgrund ihrer eng definierten, optimal und sorgfältig kontrollierten Studienbedingungen nicht realistisch abbilden. Wichtige Zielvariablen sind in der Versorgungsforschung der klinische Nutzen sowie ökonomischer Nutzen und die Akzeptanz der Therapieergebnisse durch den Patienten bzw. dessen Lebensqualität. Hierdurch wird die Lebensqualität als ein zentrales Maß zur Bewertung von Gesundheitszielen („Outcomes“) betrachtet, wobei es von entscheidender Bedeutung ist, dass die Patienten selbst Auskunft über ihren Zustand geben. Der interdisziplinäre Untersuchungsansatz der Versorgungsforschung mit seinem weiten Aufgabenfeld auf der einen, und die Lebensqualitätsforschung mit ihren Modellen und Methoden auf der anderen Seite, bieten ein hervorragendes Potential für Synergien, die vielfältig genutzt werden können. Die Integration der Lebensqualitätsforschung in die Versorgungsforschung wird die Diskussion über die Ziele der Gesundheitsversorgung und die Werte in unserem Gesundheitssystem in konstruktiver, kritischer und nachhaltiger Weise beeinflussen.

Freitag, 12. November 2010
Zeit: 14:00-14:25 Uhr
Ort: Maritim, Maritim III
Ebene/Etage: C1
Prof. Dr. Holger Pfaff

Prof. Dr. Holger Pfaff 
 
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