Möglichkeiten und Grenzen aus mund-, kiefer-, gesichtschirurgischer Sicht

Die interdisziplinäre Behandlung der Patienten mit schweren Bisslageanomalien und Fehlbildungen des Gesichtsschädelskelettes ist ein bewährtes Therapiekonzept mit einer sehr hohen Erfolgsquote. Das Spektrum der kieferchirurgischen Therapie erstreckt sich von der Kortikotomie bis zur Le-Fort-III-Osteotomie und frontalem Advancement. Durch den Einsatz sehr weit entwickelter Osteosynthesetechniken hat die postoperative Situation für den Patienten im Vergleich zu den operativen Techniken vor vielen Jahren andere Dimension erreicht.

Darüber hinaus bietet nach fast zwei jahrzehntelanger Erfahrung die Distraktionsosteogenese auch die Möglichkeit, ausgeprägte knöcherne Defizite im Gesichtsskelett im Wachstumsalter zu kompensieren. Im Zusammenwirken der unterschiedlichen operativen Techniken ist eine Vielfalt an therapeutischen Möglichkeiten gegeben.

Unter dem Aspekt der funktionellen Chirurgie sind im Rahmen der komplexen multidisziplinären Fälle auch Grenzen gesetzt. Diese Grenzen der mund-, kiefer-, gesichtschirurgischen Interventionen sind durch das reduzierte Knochenangebot in Verbindung mit Fehlbildungen in Einzelfällen gegeben. In anderen Fällen sind vor allem die muskuläre Koordination oder/und Diskoordination Faktoren, die die Grenzen der korrektiven Chirurgie aufzeigen. Bei diesen schweren Bisslageanomalien mit einem komplexen multidisziplinären Ansatz muss besonders zwischen dem möglichen Erfolg und Misserfolg bzw. der daraus resultierenden Komplikation abgewogen werden.

Ein ganz entscheidender Faktor, für die Durchführbarkeit und Akzeptanz einer Therapie, ist die Compliance des Patienten. Nur wenn die Mitarbeit und Einsichtfähigkeit des Patienten gewährleistet sind, können diese sehr langwierigen und durch mehrfache operative Eingriffe gekennzeichneten Therapiemaßnahmen eingeleitet werden. Der Patient muss selber den Eingriff wollen und darf nicht überredet werden.

Die Möglichkeiten, welche die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bietet, sind bisweilen größer als die Akzeptanz der Patienten und die allgemeinmedizinische Situation es zulassen. Deshalb kann nur eine sehr kritische und sorgfältige Auseinandersetzung mit den jeweiligen individualspezifischen Problemen in eine erfolgreiche Therapie münden.

Sonnabend, 13. November 2010
Zeit: 9:00-9:20 Uhr
Ort: CC, Harmonie
Ebene/Etage: C2
Prof. Dr. Dr. Bodo Hoffmeister

Prof. Dr. Dr. 
Bodo Hoffmeister 
 
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