Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Konzepte bei schlafbezogenen Atmungsstörungen

Schlafbezogene Atmungsstörungen SBAS haben ganz unterschiedliche Ätiologien, die zu einer Obstruktion der oberen Atemwege führen. Dabei hat das Gesichtsskelett mit der Position der Kiefer einen wesentlichen Einfluß, die skelettale Rücklage des Ober- / Unterkiefers ist bei 40% der Patienten für die Entstehung obstruktiver SBAS verantwortlich, insbesondere wenn ein sog. hyperdivergenter, dolichofazialer Gesichtstyp hinzukommt. Das Konzept zur chirurgischen Behandlung der SBAS sieht bei Patienten mit diesen kraniofazialen Kriterien gemäß kephalometrischer Analyse primär eine simultane Vorverlagerung von Ober- und Unterkiefer vor. Die am Kiefer ansetzenden Muskeln, Sehnen und Bänder der Pharynx- und Gaumenmuskulatur, der suprahyoidalen Muskulatur und der Zungenmuskulatur werden an ihrem skeletalen Ursprung belassen und mit vorgezogen und gestrafft, so dass es neben der Erweiterung des Pharyngealraums zu einer funktionellen Beeinflußung der an der Unterkieferspange bzw. am Hinterrand des Oberkiefers ansetzenden Atemwegsmuskulatur kommt. Unterstützt werden kann der Effekt durch eine zusätzliche Kinnosteotomie. Die Oberkieferosteotomie führt darüberhinaus zu einer Verbesserung der Nasenatmung durch Beeinflußung der Nasenklappenfunktion, ggf. kann die Nasenscheidewand mit korrigiert werden. Beim eugnathen Gebiß wird die bestehende Bißsituation erhalten, bei dysgnathen Bißverhältnissen eine gleichzeitige Korrektur der Bißlage mit angestrebt. Das Ausmaß der Ober- und Unterkiefervorverlagerung sollte in einer Größenordnung von mindestens 10 mm liegen, um einen ausreichenden Effekt zu erzielen. Erst sekundär sollten ergänzend – falls überhaupt erforderlich – Weichteilkorrekturen wie Uvulopalatopharyngoplastik erwogen werden.

Insgesamt führt diese operative Therapie der SBAS durch Ober- und Unterkiefer-Korrekturosteotomie (maxillomandibuläres Advancement) zu langfristig stabilen Ergebnissen und ist derzeit die einzig zuverlässig prognostizierbare kausale Therapie der OSA mit Anspruch auf Heilung.

Freitag, 12. November 2010
Zeit: 11:45-12:30 Uhr
Ort: Forum, Analog
Ebene/Etage: 0
Prof. Dr. Dr. med. Walter Hochban

Prof. Dr. Dr. med. 
Walter Hochban 
 
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