Kieferorthopädie und parodontale Probleme im Wechselgebiss

Zwischen der Parodontologie und der Kieferorthopädie bestehen auch bei Kindern und Heranwachsenden vielfältige Wechselbeziehungen. Aus diesem Spektrum sollen drei spezielle Fragestellungen herausgegriffen werden:
1.Orthodontie bei lokalisierter oder generalisierter aggressiver Parodontitis.
2.Engstandkorrektur zur Gingivitisprophylaxe und zur Verbesserung der parodontalen Langzeitprognose.
3.Risiko von Gingivarezessionen bei linguo-labialen Zahnbewegungen.

Fallberichte belegen, dass orthodontische Maßnahmen auch bei juveniler aggressiver Parodontitis ohne weiteren Attachmentverlust möglich sind. Von entscheidender Bedeutung ist die Früherkennung der Erkrankung und eine effiziente präorthodontische antiinfektiöse Therapie (SRP vs. offene Kürettage, systemische und ggf. lokale Antibiose, gesteuerte Geweberegeneration).

Die Beseitigung eines frontalen Engstandes zur Gingivitis- bzw. Parodontitisprävention ist wissenschaftlich immer noch umstritten. Neue Untersuchungen belegen jedoch, dass ein Wurzelengstand das Voranschreiten eines parodontalen Gewebeverlustes begünstigt. Die orthodontische Verbreiterung interdentaler Septen kann demnach die Langzeitprognose verbessern. Linguo-labiale Zahnbewegungen, d.h. Bewegungen über die vorgegebenen Grenzen des Alveolarknochens hinaus, können Gingivarezessionen induzieren. Kritische Ausgangsbefunde sind: Dünn-fragiler Biotyp der Gingiva, geringes Knochenvolumen oder bereits manifeste Knochendehiszenzen. In Einzelfällen besteht die Indikation zur präorthodontischen Augmentation des bedeckenden Weichgewebes. Analog kann die Bewegung ektopisch stehender Zähne in bessere Knochenverhältnisse zu einem "creeping attachment" führen.

Sonnabend, 13. November 2010
Zeit: 15:05-15:25 Uhr
Ort: CC, Spektrum
Ebene/Etage: C2
Prof. Dr. Dr. Peter Diedrich

Prof. Dr. Dr. Peter Diedrich 
 
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